Apotheken in NRW können künftig flexibler öffnen - Kritik von Patientenschützern

Stand: 21.06.2023, 19:07 Uhr

Die Apotheken in NRW können künftig ihre Öffnungszeiten flexibler handhaben. Das haben die Apothekerkammern Westfalen-Lippe und Nordrhein mitgeteilt. Kritik äußerten Patientenschützer.

Die Apotheken in NRW haben künftig mehr Flexibilität bei der Festlegung ihrer Öffnungszeiten. In Zukunft müssen sie nur an vier Wochentagen von montags bis freitags zwischen 8 Uhr und 20 Uhr eine tägliche Mindestöffnungszeit von sechs Stunden sicherstellen - und an einem weiteren Tag mindestens drei weitere Stunden öffnen, wie die Apothekerkammern Westfalen-Lippe und Nordrhein am Mittwoch mitteilten. Am Samstag besteht keine Pflicht zur Öffnung mehr.

An der Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung sowie der Versorgung durch die 24-stündig geöffneten Notdienstapotheken ändere sich dadurch nichts, betonten die Kammern. Mit der Neuregelung sollen die Apotheken jedoch in die Lage versetzt werden, stärker auf die ortsüblichen Gegebenheiten im Versorgungsalltag einzugehen und zugleich ihr Personal effizienter einzusetzen.

Auch längere Öffnungszeiten sind möglich

Bislang waren die Apotheken in NRW verpflichtet, von montags bis freitags mindestens zwischen 9 Uhr und 12 Uhr sowie zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet zu sein. Nun können sie ihre Öffnungszeiten flexibler wählen und etwa von 10 bis 16 Uhr oder von 11 bis 17 Uhr öffnen. Natürlich sind auch längere Öffnungszeiten möglich.

Leere Arzneimittelschränke und Medikamentenladen in einer Apotheke. | Bildquelle: picture alliance / Stefanie Oberhauser / EXPA / pic

Gerade im ländlichen Raum werde die Versorgung auf diese Weise deutlich erleichtert, betonten die Apothekerkammern. "Wir kennen Fälle, in denen es Inhaberinnen und Inhabern nicht möglich war, ihre Apotheke mit Bus und Bahn pünktlich zu erreichen. Bevor eine solche Apotheke schließen muss und die Versorgung leidet, schafft die neue Regelung deutlich mehr Handlungsfreiheit und verbessert so die Versorgung", hieß es bei den Kammern.

Freigabe der Öffnungszeiten vergrößert den Flickenteppich

Kritik äußerte indes die Deutsche Stiftung Patientenschutz. Deren Vorstand Eugen Brysch sagte dem WDR, die Öffnungszeiten grundsätzlich freizugeben, werde den heute schon bestehenden Flickenteppich vergrößern. "Ebenso werden immer mehr Patientinnen und Patienten den Weg zur Internet-Apotheke suchen", so Brysch. Bisher habe es das Land NRW nicht geschafft, ein individuelles Konzept der Medikamentenversorgung für strukturarme Regionen zu entwickeln. "Darunter leiden die Menschen in Nordrhein-Westfalen", betonte Brysch.