Missbrauch von AirTags: Justizminister beraten in Berlin

Stand: 10.11.2023, 15:54 Uhr

Die Justizminister von Bund und Ländern haben am Freitag über Stalking mittels Bluetooth-Trackern wie AirTags gesprochen. Viele nutzen die Mini-Geräte, um Schlüssel, Koffer oder Autos zu orten. Sie können aber leicht missbraucht werden.

Bayern und Hamburg haben einen Vorschlag vorgelegt, um das Gesetz gegen Stalking nachzuschärfen: Denn bisher regelt es nicht eindeutig, welche Strafen drohen, wenn Täter die Tracker nutzen, um ihre Opfer aufzuspüren.

Stalker können die Mini-Geräte zum Beispiel heimlich in die Handtasche eines Opfers stecken, um dann per Smartphone leicht den Aufenthaltsort ermitteln zun können. Fachleute warnen, auch geheim gehaltene Standorte von Frauenhäusern oder Schutzwohnungen könnten so aufgespürt werden. Bayern und Hamburg fordern vom Bundesjustizminister, dass er diese Gesetzeslücke jetzt schnell schließt.

Zahlreiche Klagen von Stalking-Opfern in den USA

In den USA haben sich schon fast 40 AirTag-Stalking-Opfer einer bestehenden Klage gegen Apple angeschlossen. Der Vorwurf: Sie seien Opfer von Überwachung mit AirTags-Trackingeräten geworden.

Der AirTag von Apple ist etwa so groß wie eine 2-Euro-Münze -ein Mini-Gerät zur Ortung. Wer es in eine Tasche steckt, in ein Auto legt oder an dem Fahrrad befestigt, kann sich über eine App immer anzeigen lassen, wo sich die Sachen gerade befinden. Ein Problem gibt es, wenn die Mini-Ortungsgeräte in fremden Taschen, Kleidung oder Autos landen.

Was wird Apple vorgeworfen?

Die Stalking-Opfer werfen Apple vor, zu wenig davor zu schützen, dass AirTags zum Verfolgen anderer Menschen missbraucht werden. Sie machen Apple also mitverantwortlich. In der eingereichten Klage stehen unter anderem diese Vorwürfe:

Apple habe fahrlässig gehandelt, Apple habe den AirTag so designt, dass Stalker leichtes Spiel hätten, und Apple verletze die Privatsphäre. Außerdem haben die Anwälte auf fast 140 Seiten aufgelistet, was den Opfern alles passiert sei. Das zeigt, worauf die Opfer und Anwälte abzielen: Es geht um Entschädigung und damit um viel Geld.

Wie wurden die Opfer gestalkt?

In einigen Fällen beklagen sich Frauen, dass sie von ihren Ex-Partnern gestalkt und verfolgt worden seien. Eine Frau zum Beispiel weiß, dass sie und ihre Tochter durch einen AirTag getrackt und dann beobachtet und verfolgt worden sind. Eine andere hat einen Tracker bei ihrem Sohn gefunden - versteckt und eingeklebt in der Sohle seiner Schuhe. Verdächtigt wird der kriminelle Stiefvater.

Relativ oft sollen die AirTags im Auto der Opfer versteckt worden sein - entweder zwischen den Sitzen oder angeklebt unter dem Wagen. Sehr viel diskutiert wird ein Fall, bei dem eine Frau ihren Freund angefahren und tödlich verletzt hat. Aus Eifersucht hatte sie ihn über einen AirTag verfolgt und aufgespürt.

Insgesamt berichtet die Polizei in den USA, dass im ganzen Land die Zahl der gemeldeten Stalking-Fälle, in denen AirTags im Spiel sind, sehr stark zugenommen hat.

Wie reagiert Apple auf die Kritik?

Apple hat an den AirTags, seit sie auf dem Markt sind, immer mal wieder Änderungen vorgenommen. Wer einen AirTag installiert, bekommt eine Warnung, dass es verboten ist andere Leute zu tracken. Außerdem kommt der Hinweis, dass der AirTag mit der Apple-ID, also dem Kundenprofil, verknüpft ist. Darüber hinaus gibt der AirTag einen Ton von sich. Und zwar dann, wenn die Technik "bemerkt", dass sie zum unerlaubten Tracking benutzt wird. Mögliche Opfer bekommen dann ein Warnsignal, nach dem Motto: Achtung, ein AirTag reist mit dir.

Diesen Warnton hat Apple vor kurzem lauter gemacht. Außerdem hat Apple selbst eine Warn-App herausgebracht. Die soll Tracker entlarven und potentielle Stalking-Opfer schützen können. Dabei arbeitet Apple mit dem Konkurrenten Google zusammen. Das zeigt, dass Apple sich der Problematik durchaus bewusst ist.

Das US-Unternehmen hat jetzt eine Woche Zeit auf die Vorwürfe der Sammelklage zu reagieren - es wird aber erwartet, dass Apple beantragen wird, die Klage abzuweisen.

Wozu dienen AirTags eigentlich?

AirTags wurden dazu entwickelt, verlorene Gegenstände aufzuspüren. So können sie zum Beispiel an das neue, teure E-Bike, das wichtige Notebook oder ans Portemonnaie angebracht werden. Werden die Sachen verloren, können sie mit dem Handy geortet werden. Aber auch andere Personen können bei der Suche helfen. Wenn jemand einen fremden AirTag findet, kann der mit dem Handy gescannt werden. In der Regel öffnet sich dann eine Apple-Seite mit Informationen, wie der Besitzer wieder an das Eigentum kommen kann.

Auch wer viel reist, kann durch den AirTag einen Vorteil haben. Wer seinen Koffer mit einem Tracker ausrüstet, kann gut nachvollziehen, wo der sich gerade befindet. Auf der Flugstrecke selbst werden keine Signale abgesetzt (die Smartphones der Fluggäste sind dann im Flugmodus), aber spätestens, wenn der Koffer irgendwo ankommt, werden erste "Lebenszeichen" verschickt.

So ist in der interaktiven Karte zu sehen: Befindet sich der Koffer noch am Abflugort? Ist er am richtigen Zielflughafen angekommen? Oder befindet er sich möglicherweise auf Irrwegen?

Wie funktioniert ein AirTag?

AirTags sind digitale Schlüsselanhänger von Apple, mit denen wir Dinge orten können. Sie haben die Form einer Münze und kosten rund 40 Euro. Es ist kein eigener GPS-Empfänger verbaut, sondern die Tracker nutzen einen Trick, um ihre Position zu bestimmen. Sie nehmen per Bluetooth Kontakt mit Smartphones in der Nähe auf (so ähnlich wie bei der Corona-Warn-App) und erfahren so ihre aktuelle Position. Da fast überall auf der Welt heute Smartphones aktiv sind, ist die Chance hoch, dass rund um die Uhr die aktuelle Position ermittelt werden kann.

Anderenfalls sieht der Nutzer die letzte gemeldete Position in der "Wo ist"-Funktion seines iPhone oder iPad. Jeder einzelne Tracker kann registriert und dann getrackt werden - und das in der Regel auf wenige Meter genau. Das funktioniert so für eine recht lange Zeit. AirTags laufen mit Batterien, die laut Apple etwa ein Jahr halten, bevor sie gewechselt werden müssen. Auch andere Smartphone-Hersteller bieten Bluetooth-basierte Tracker an.

Unsere Quellen:

  • Informationen der Nachrichtenagentur dpa
  • Informationen von des Herstellers Apple