Download

Die Erfindung des Countdowns am 15.10.1929

WDR Zeitzeichen 15.10.2024 14:12 Min. Verfügbar bis 16.10.2099 WDR 5

Zum ersten Mal wird 1929 nachweislich ein Countdown verwendet - im Film "Frau im Mond" des deutschen Regisseurs Fritz Lang. Bei echten Raketenstarts wird die Idee dann übernommen...

Countdowns sind aus unserer heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Das laute Rückwärtszählen steigert die Spannung. Erfunden hat den Countdown aber kein Raketenbauer, sondern wahrscheinlich der Regisseur Fritz Lang. Er setzt ihn erstmals in seinem Stummfilm "Die Frau im Mond" ein - als dramaturgisches Mittel. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Daniel Mellem, Autor und Physiker

Im Film "Frau im Mond" von Regisseur Fritz Lang startet die Rakete "Friede" mit einigen Menschen an Bord Richtung Mond. Kurz vor dem Zünden der Triebwerke wird der Bildschirm schwarz und ein Schriftzug erscheint: "Noch zehn Sekunden!" Wenig später dann: "Noch sechs Sekunden!" Ab drei Sekunden vor dem Start ist nur noch die Zahl zu sehen. Am Ende steht in Großbuchstaben das Wort "JETZT". Dann hebt die Rakete ab.

Mit seiner Idee rückwärts bis Null - oder in diesem Fall bis "Jetzt" - zu zählen, erfinden Lang und sein wissenschaftlicher Berater quasi nebenbei einen dramaturgischen Standard, der noch heute bei jedem Raketenstart den Höhepunkt darstellt: Den Countdown. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass der Stummfilm "Frau im Mond" seine Premiere am 15. Oktober 1929 feiert, also fast 15 Jahre vor dem ersten Flug einer Rakete in den Weltraum.

Bis dahin zählte man in der Science-Fiction-Literatur und auf ersten Testgeländen entweder gar nicht oder einfach bis zu einem festgelegten Zeitpunkt. Doch da wisse das Publikum ja nicht, wann es losgeht, meint Lang. Nur wenn rückwärts gezählt wird, könne Spannung erzeugt werden. Wahre Worte.

Damit ist der Siegeszug des Countdowns nicht mehr aufzuhalten. Spätestens 1969 zählt dann die ganze Welt von zehn bis null herunter, als sich von Cape Canaveral aus drei Männer auf den Weg zum Mond machen. Der Rest ist Geschichte.

In diesem Zeitzeichen erzählt Ralph Erdenberger:
  • Wie Physiker Hermann Oberth mit seinem Raketenwissen bei der Filmproduktion hilft,
  • was ein Kameramann mit der Erfindung des Countdowns zu tun hat,
  • wie sich die Nationalsozialisten, aber auch unzählige Regisseure, die Sportwelt und letztlich die gesamte Menschheit den Countdown zu Nutze machen,
  • warum ein Countdown technisch sinnvoll ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Daniel Mellem, Autor und Physiker
  • Daniel Mellem: "Die Erfindung des Countdowns" (2020)

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Ralph Erdenberger
Redaktion: David Rother