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Der Populist von Rom: Aufstieg und Fall des Cola di Rienzo

WDR Zeitzeichen 08.10.2024 13:33 Min. Verfügbar bis 09.10.2099 WDR 5

Ein Freiheitskämpfer. Ein früher Faschist, sagen andere. Am 8.10.1354 wird der Volkstribun Cola die Rienzo ermordet, nachdem er dem verfallenen Rom zu neuer Größe verholfen hatte...

Cola di Rienzo ist das Paradebeispiel eines Volksführers. Er ist besessen von Macht und will mit den überkommenen Eliten Schluss machen. Gut 500 Jahre später wird er so auch zum Vorbild von Adolf Hitler. Der NS-Diktator ist überwältigt vom Aufstieg di Rienzos, der wie Hitler selbst aus einfachen Verhältnissen stammt. ***Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Andreas Rehberg, Mittelalter-Experte am Deutschen Historischen Institut in Rom ***

Einfach ist es nicht, die historische Rolle von Cola di Rienzo zu bewerten. Für Richard Wagner, der den italienischen Gastwirtssohn zur Titelfigur seiner Oper macht, ist di Rienzo ein Freiheitskämpfer mit guten Absichten, der den Intrigen seiner Gegner und seiner eigenen Volksverbundenheit zum Opfer fällt. Historiker sehen in ihm heute eher einen Populisten, der das Elend der Bevölkerung ausnutzt, um mit autokratischen Mitteln seine Macht auszubauen.

Der Aufstieg des Volkstribunen beginnt mit der Analyse der Zustände, in die er hineingeboren wird. Als Cola di Rienzo im Jahr 1313 in Rom das Licht der Welt erblickt, hat seine Heimatstadt viel von ihrem Glanz als einstige Hauptstadt der Welt eingebüßt. Weite Teile des Stadtgebiets sind entvölkert, Monumente wie der Circus Maximus verfallen. Di Rienzo ergreift den Notar-Beruf - und setzt sich ein Ziel. Das lautet: "Make Rome great again!"

Mit Hilfe der Kirche steigt er zum einflussreichen Politiker auf, stürzt 1347 die adlige Senatsherrschaft und versucht, als selbsternannter Tribun eine volksnahe, an alte römische Traditionen anknüpfende Herrschaft zu errichten. Doch sein Plan scheitert, als das Volk und die Wirtschaftsbosse von Rom ihm die Gefolgschaft versagen. Ende 1347, nach nur sieben Monaten, flieht di Rienzo aus der Stadt und führte ein Eremitendasein in den Bergen.

Unerwartet bekommt er 1354 eine zweite Chance, in Rom für Ordnung zu sorgen - die er letztlich mit dem Leben bezahlt. Cola di Rienzo regiert selbstherrlicher denn je, bis er schließlich vollkommen isoliert ist. Am 8. Oktober 1354 wird er von einer aufgebrachten Volksmenge regelrecht massakriert.

In diesem Zeitzeichen erzählt Michael Struck-Schloen:
  • warum Cola di Rienzo zum Vorbild Adolf Hitlers wird,
  • von den mafiösen Zuständen im Rom des frühen 14. Jahrhunderts,
  • wie di Rienzo die Rolle der Frau sieht,
  • von der Wiederentdeckung Cola di Rienzos in der Musik des 19. Jahrhunderts.

Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
  • Andreas Rehberg, Mittelalter-Experte am Deutschen Historischen Institut in Rom

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Michael Struck-Schloen
Redaktion: David Rother
Technik: Jürgen Beiner