Der letzte Walzer von The Band

Von Ingo Neumayer

Sie half Bob Dylan beim Anschließen der elektrischen Gitarre, stand in Woodstock auf der Bühne und ist im Hippie-Kultfilm "Easy Rider" zu hören: The Band. Das 1978 veröffentlichte Livealbum "The Last Waltz" ist auch heute noch legendär.

The Band mit Bob Dylan

Am Anfang stand ein unzufriedener Bob Dylan: Der wollte Mitte der 60er Jahre aus dem engen Folk-Käfig ausbrechen und sich – Blasphemie! – dem elektrischen Rock widmen. Dafür engagierte er Rick Danko (Bass), Garth Hudson (Keyboards), Richard Manuel (Piano), Robbie Robertson (Gitarre) und Levon Helm (Drums) als Begleitband. Das Quintett, das sich mal Levon And The Hawks, mal Canadian Squires nannte, machte zu der Zeit die Country- und Blues-Läden Torontos unsicher – ohne nennenswerten Erfolg.

Am Anfang stand ein unzufriedener Bob Dylan: Der wollte Mitte der 60er Jahre aus dem engen Folk-Käfig ausbrechen und sich – Blasphemie! – dem elektrischen Rock widmen. Dafür engagierte er Rick Danko (Bass), Garth Hudson (Keyboards), Richard Manuel (Piano), Robbie Robertson (Gitarre) und Levon Helm (Drums) als Begleitband. Das Quintett, das sich mal Levon And The Hawks, mal Canadian Squires nannte, machte zu der Zeit die Country- und Blues-Läden Torontos unsicher – ohne nennenswerten Erfolg.

Das änderte sich natürlich, als ab September 1965 auf den Konzertplakaten "Bob Dylan And The Band" stand. Dass der schon damals hoch verehrte Folksänger Dylan auf einmal die Gitarre einstöpselte und sich dem Rock verschrieb, konnten viele seiner orthodoxen Fans nicht fassen. Die Aufmerksamkeit, die ihm und seiner neuen Begleitband zukam, war entsprechend groß.

Dylan und The Band verstanden sich nicht nur in Sachen Drogen, sondern auch musikalisch prächtig. Als Dylan 1967 nach einem Motorradunfall lahmgelegt war, lud er seine Begleitband zu sich ein. Einen Monat lang nahmen die Musiker in der Nähe von Woodstock im Bundesstaat New York Songs auf, die Musikgeschichte schrieben: Es entstanden Dylans legendäre "Basement Tapes", die jahrelang nur als Bootlegs erhätlich waren und erst 1975 offiziell veröffentlicht wurden.


Dass The Band aus gleich fünf talentierten Musikern bestand, war Fluch und Segen zugleich. Denn innerhalb der Band, die praktisch nur aus Häuptlingen bestand, trieb man sich zwar gegenseitig immer wieder zu kreativen Höchstleistungen, gleichzeitig wurden die Spannungen auch größer: Wer singt welchen Song? In welche musikalische Richtung will man gehen? Und wer ist überhaupt der Boss hier? Nach acht Jahren, sechs Alben, zermürbenden Tourneen und vielen Kämpfen und Diskussionen stand fest: The Band löst sich auf.

Allerdings nicht heimlich, still und leise, sondern mit einem großen Knall: Am 25. November 1976 stieg das Abschiedskonzert von The Band im Winterland Ballroom in San Francisco – einer der legendärsten Abende der Rockgeschichte. Denn auf der Bühne standen nicht nur die Herren Robertson, Manuel, Danko, Hudson und Helm. The Band besann sich auf ihre Anfangstage als Begleitband und lud eine illustre Schar an befreundeten Musikern ein, um gemeinsam ihre Songs zu spielen.

Und die ließen sich nicht zweimal bitten. Ob Blues-Legende Muddy Waters ...

Schmalzverkäufer Neil Diamond (hier im Bild) oder Joni Mitchell und Neil Young: Auf der Bühne gaben sich die Stars die Klinke respektive das Mikrofon in die Hand.

Auch Stones-Gitarrist Ron Wood, Beatles-Drummer Ringo Starr und Eric Clapton verstärkten The Band für ihre Abschiedsshow. Später gestand Clapton (li.), dass er liebend gerne Ende der 60er fest bei The Band eingestiegen wäre. Das Problem: Ihn hatte keiner gefragt. Und aufdrängen wollte er sich dann doch nicht.

Natürlich kam zum großen Finale auch der Meister himself, um Goodbye zu sagen und zu singen. Was für eine Kombination: Links Van Morrison, rechts Robbie Robertson und in der Mitte der Mann, mit dem alles begann: Bob Dylan.

Im Gegensatz zu vielen anderen sagenumwobenen Konzerten ist der Abschiedsabend von The Band bestens dokumentiert. Denn die Band heuerte keinen geringeren als Martin Scorsese an, um ihr letztes Konzert zu filmen. Der hatte gerade "Taxi Driver" fertig und war als Musikfan natürlich Feuer und Flamme, als sich die Möglichkeit bot, seine Helden ins rechte Licht zu rücken. Angeblich retuschierte er im Schneideraum sogar die Kokain-Spuren auf Neil Youngs Nase (Mi.) weg ...

"The Band – The Last Waltz" kam im April 1978 in die Kinos und begeisterte Fans und Kritiker gleichermaßen. Viele Musikjournalisten halten die Dokumentation der Abschiedsshow, die Scorsese mit Interviewpassagen zur Bandgeschichte anreicherte, noch heute für einen der besten Konzertfilme aller Zeiten. Und auch das parallel veröffentlichte Livealbum gilt bis heute als eines der besten seiner Art.

Stand: 11.08.2023, 09:52 Uhr