Dersim-Tunceli/Anatolien - 04.02.2014
Klangwelt kurdischer Aleviten
Stand: 14.02.2014, 15:38 Uhr
Dersim, das heutige Tunceli, ist Hochburg und Heimat der Aleviten, einer hier bei den Zaza, einer zur kurdisch-iranischen Sprachfamlilie gehörenden Bevölkerung, lebendigen Glaubensgemeinschaft. Ihre Tradition äußert sich wesentlich in ihrer Musik, vor allem mit der Langhalslaute, dem "Koran mit Saiten", und in ihren Liedern.
Kemal Kahraman
Von seinem Exil-Lebensmittelpunkt Berlin aus sammelt der Musiker Kemal Kahraman gemeinsam mit seinem Bruder Metin seit über zwanzig Jahren Dokumente ihrer Heimatkultur. In der Abgeschiedenheit des anatolischen Hochlandes hatten sich ganz besondere Musikstile entwickelt. Aber die Kahraman-Brüder mussten eine Mauer überwinden: das kollektive Trauma des Massakers von Dersim 1937. Die kulturelle Eigenständigkeit dieser Region war der türkischen Assimilierungspolitik ein Dorn im Auge und von Atatürks Truppen planmäßig blutig zerstört worden. Furcht und Scham hatte die Menschen verstummen lassen, und erst mit einem "Klagelied", einem musikalischen Zeitzeugnis, gelang es, das Schweigen behutsam zu brechen.
Kemal Kahraman erzählt von seiner Arbeit, auch von der alevitischen Diaspora in Deutschland. Und der Musikethnologe Martin Greve vom Orient-Institut Istanbul spricht über die Bağlama und den bedeutendsten traditionellen Meister dieses Instruments, den blinden Sänger Aşık Veysel (1894-1973).
Die Gebrüder Kahraman sind am 12. Februar 2014 zusammen mit der Sängerin Mavis Güneser und drei deutschen Musikern zu Gast in Bielefeld bei den Mittwochskonzerten der Musikkulturen und live im WDR 3 Konzert.
Von Marlene Küster
Redaktion: Werner Fuhr