Klangbilder einer Stadt – 20.09.2014
Kölner Musiknacht unterwegs
Stand: 22.09.2014, 13:16 Uhr
Kölns freie Musikszene mit ihrer spätsommerlichen langen Nacht der Klänge - am 13. September2014, im zehnten Jahr, auf 25 Bühnen und in etwa 100 Konzerten. 10 davon hat WDR 3 im Funkhaus und im Museum für Angewandte Kunst mitgeschnitten.
Diesjähriges Thema der "Kölner Musiknacht": Wanderungen. Und ein Migrationsphänomen ist auch die Kölner Musikszene selber. Aus aller Welt kamen und kommen Musikerinnen und Musiker, um hier zu studieren, zu arbeiten, zu lehren oder eigene Ensembles, Vereine, Spielstätten, Verlage und Labels aufzubauen. Seit den 1960er Jahren gibt es unablässig Bewegungen, Zu- und Abwanderungen, hoffnungsvolle Initiativen und Neugründungen, sowie Auflösungen, Kapitulationen, Pleiten. Charakteristisch für Köln waren und sind im gegenwärtigen Digitalzeitalter stil- und spartensprengende Grenzüberschreitungen zwischen Künsten und Medien, zwischen Musik, Bildender Kunst, Theater, Literatur, Tanz, Film und Video. In allen Bereichen sind Entwickler, Forscher, Experimentatoren, Spürnasen und Schatzsucher unterwegs – auf welchen Pfaden auch immer – zu verschütteten Quellen oder neuen Ufern.
In einem extralangen WDR 3 Konzert spezial präsentieren wir Ausschnitte aus diesen Konzerten:
Duo Allegrezza
Stilwanderungen vom Hochbarock zur Vorklassik
Alexander Puliaev und Irén Lill - Cembali
Der Russe Alexander Puliaev und die Estin Irén Lill widmen sich in Duoformation der virtuosen Konzertliteratur des 18. Jahrhunderts für zwei Tasteninstrumente und wandern dabei vom Hochbarock Johann Sebastian Bachs zur Vorklassik seines ältestem Sohnes Wilhelm Friedemann. Vermittelnd stehen dazwischen Charakterstücke der französischen Clavecinisten-Tradition aus der Feder Jean-Philippe Rameaus.
Piano-Duo ELAEIS
Ixion – Summerspace
Jovita Zähl, Philipp Kronbichler - Klavier
Wegen seiner Gräueltaten wurde Ixion einst von Zeus dazu verurteilt, auf ein Feuerrad gebunden in ewiger Umdrehung am Himmel zu kreisen. Nach dieser Figur aus der griechischen Mythologie benannte 1958 Morton Feldman seine Partitur zur Choreographie "Summerspace" von Merce Cunningham. Diese Partitur kombiniert das Pianoduo Elaeis mit einer Videoinstallation, die Bilder, Formen, Farben und Bewegungen von "Summerspace" aufgreift.
Ensemble Unterwegs
Winterreise
Barbara Schachtner – Sopran; Eva Hennevogl – Violine; Friederike Holzapfel – Viola; Anna Betzl Reitmeier – Violoncello
Die Musikerinnen haben ihren Namen zum Programm gemacht. Neben ihren Konzerttätigkeiten ziehen das Streichtrio und die Sopranistin seit fünf Jahren jeden Sommer zu Fuß, mit ihren Instrumenten und Noten bepackt, durch die Lande. Naheliegend war es daher nun, sich einmal dem Liederzyklus "Die Winterreise" von Franz Schubert anzunehmen, der sich um die unerfüllte Liebe eines Wandergesellen dreht.
Nanoschlaf
Sven Hahne − Visuals, Laptop; Matthias Muche − Posaune; Philip Zoubek − präpariertes Klavier; Achim Tang − Bass; Christian Thomé − Schlagzeug, Elektronik
Nanoschlaf arbeitet an einer klanglichen wie auch strukturellen Verschmelzung von akustischer und elektronischer Musik. Alle Mitglieder zeichnet eine große Experimentierfreude und Leidenschaft für unbekannte Klänge aus, die immer wieder zu außergewöhnlich frischem Klangmaterial führt. Zwischen mikrotonalen elegischen Schwebungen und rhythmischen Explosionen, im Niemandsland zwischen Abstraktion und Groove ist so alles möglich.
Bach-Verein Köln
Unterwegs in Europa
Sofia Gvirts – Mezzosopran; Chor des Bach-Vereins Köln; Dirk Peppel – Flöte; Andreas Skouras – Klavier; Leitung: Thomas Neuhoff
Fünf verschiedene Länder und Sprachen stehen für den Chor des Bach-Vereins Köln auf dem Programm. Der Weg führt da nach Österreich zu Heinrich von Herzogenberg, ins slowenische Windischgrätz zu Hugo Wolf sowie nach Ungarn zu Béla Bartók. Weiterer Zwischenstopp ist Frankreich, wo 1908 die "Trois Chansons" von Claude Debussy entstanden und später auch der Grieche Iannis Xenakis lebte. Und mit Benjamin Britten setzt man rüber auf die Insel, um Königin Elisabeth I. ein Choralständchen zu singen.
HopStopBanda & Steven Ouma Band
HopStopBanda & Steven Ouma Band
Afro Taiga Beat!
Rifkat Daukaev – Gitarre, Vocal; Stas Torbotrus – Drums, Vocal; Sergio Teran − Saxophon, Flöte, Percussion, Vocal; ¬ Leo Röttig – Akkordeon l Micha Duboff − Kontrabass;
Steven Ouma – Gesang, Gitarre; Mandjao Fati – Gitarre; Bernd Keul – Bass; Max Serges – Percussion; Heiko Thurm – Schlagzeug; Lizbeth –Chorgesang; Martin Kübert – Fender Rhodes, Akkordeon, Bratsche
Afro Taiga Beat ist Weltmusik in Idealform! Denn dahinter verbirgt sich ein gemeinsames Projekt zweier Kölner Bands, die musikalisch ziemlich weit auseinander liegen. Die Steven Ouma Band hat ihr Klangwurzeln in Kenia. Die HopStopBanda liefert hingegen einen schrägen Folk-Mix aus russischen, ukrainischen, jüdischen und orientalischen Elementen. Ende 2013 rissen die beiden Bands mit ihrem Programm "Afro Taiga Beat" zum ersten Mal ihre Kölner Fans mit. Jetzt folgt endlich die Fortsetzung!
NAU
Caroline Thon – Saxophone; Andreas Wahl – Gitarrre & Electronics; Ulla Oster – Kontrabass; Peter Kahlenborn – Schlagzeug
Bei NAU begegnen sich vier gestandene Jazz-Musikerpersönlichkeiten, die seit etwa einem Jahr zusammen spielen. Alle bringen ihre Kompositionen ein, und das musikalisch- improvisatorische Spektrum reicht vom linearen Umgang mit kurzen Themen bis zur Erarbeitung rhythmisch und harmonisch komplexer Strukturen. Bestimmend ist die Freude am Moment, an stilistischer Vielfalt und an der gegenseitigen Inspiration.
Travel Musica
High Powered Ching Dong-Musik von Yuya Honda
Udo Moll – Trompete; Yoshiki Matsuura – Posaune; Melvyn Poore – Tuba; Dirk Rothburst, Rie Watanabe − Percussion, u. a.
Mit der Musik des japanischen Komponisten und Performers Yuya Honda lernt man den wilden und bunten Sound im Tokio des 21. Jahrhunderts kennen. Da prallt osteuropäischer Klezmer auf deutschen Technopop und japanischen Schlager. Und Modern Jazz kreuzt sich mit Punkrock, französischem Chanson und Barockmusik. Für diese ostasiatische Stippvisite hat sich ein Spitzenteam aus Kölner Musikern zusammengetan, die sich allesamt blendend in allen Stilen auskennen.
Duo Santoor
Poolad Torkamanrad, Rouzbeh Motia – Santoor
Die Santoor ist eine alte persische Form des Hackbretts, verwandt mit dem ungarischen Cymbal. Die bis zu 72 Saiten werden dabei mit schmalen Holzschlegeln angeschlagen. Wenn sich gleich zwei ihrer Virtuosen zusammentun, ist man nicht nur elektrisiert von deren pfeilschneller Duo-Kunst, sondern auch von der schwebenden Mehrstimmigkeit, die sie den persischen Zithern entlocken. Das iranische Duo Santoor ist Preisträger des Creole Nordrhein-Westfalen 2010/11.
Vinograd Express
Annette Maye – Klarinette, Bassklarinette; Udo Moll – Trompete; Janko Hanushevsky – Bass; Max Andrzejewski – Schlagzeug
Der Vinograd Express gibt den Blick auf die Wüstenfestung Masada frei und beamt sich im nächsten Moment in das quirlige Straßengewirr von New York City. Bezug nehmend auf das legendäre "Masada Quartett" von John Zorn sucht die neue vierköpfige Band Vinograd Express spielerisch die Verbindung orientalischer Musikelemente mit Free Jazz, Rock und anderen modernen Genres. Hinzu gesellen sich stilübergreifende Kompositionen von Annette Maye und Udo Moll.
Moderation: Babette Michel
Redaktion: Werner Fuhr
Kölner Musiknacht 2014 - Funkhaus-Atmosphäre