Ein Kunstwerk von Klaus Rinke im Düsseldorfer Volksgarten. Wie hochragende Gewächse schießen seine Bahnhofsuhren aus dem Boden - Spalierobst der Technik, gepflanzt zur Bundesgartenschau 1987.
Sie sind die Buchhalter unseres Lebens, treiben uns mit jeder Sekunde wie Zuchtmeister mit der Peitsche voran. 24 Uhren in einer Parklandschaft, in der Klaus Rinke unsere liebsten Sprüche ironisch zu Grabe trägt: "Alles hat seine Zeit / Ach du Liebezeit." Zeit des Lebens, der Liebe, des Alltags - gemessen mit einem Instrument, das uns die kurze Zeitspanne drastisch vor Augen führt. Wer möchte die Zeit nicht manipulieren, antreiben oder anhalten?
Die Zeit als Choreografie tanzender Uhren
Klaus Rinkes "Zeitfeld" im Volksgarten Düsseldorf: Wie hochragende Gewächse schießen seine Bahnhofsuhren aus dem Boden.
Aufgereiht wie Soldaten verweisen Rinkes Uhren auf das strenge Korsett der gnadenlos fortschreitenden Zeit. Sie laufen synchron, und doch können wir nie alle vierundzwanzig zusammen überblicken. Von einer Uhr zur anderen ist immer schon Zeit vergangen. Im Rückwärtsgang wandern wir in die Zukunft. Unsere Bewegung ist selbst Teil einer Installation, die zwischen Autoverkehr, Straßen- und Eisenbahn in die Unendlichkeit des Himmels zielt.
Klaus Rinkes Kunstwerk ist seiner Zeit immer voraus.
Klaus Rinke, der 1939 in Wattenscheid geborene Sohn eines Eisenbahners, sammelt Uhren. Sie sind sein Herzschlag: "Die zitternde Nadel des Sekundenzeigers ist wie Gottes Finger, der uns zeigt: hier, jetzt", so der Künstler. Die Zeit als Choreografie tanzender Uhren. Natur und Technik zueinander gebracht. Als könnte der Wind in den Blättern den Rhythmus der gleichbleibend tickenden Mechanik unterbrechen. 24 Uhren wie Planeten im Universum. Klaus Rinkes Kunstwerk ist seiner Zeit immer voraus.
Buchtipp
Klaus Rinke: gemacht gedacht.
Texte & Interviews
Grupello Verlag Düsseldorf 2004
Autorin: Martina Müller