Musik Theater im Revier

Yves Klein: "Blaue Reliefs"

Stand: 27.08.2008, 11:09 Uhr

Mit seinen Ikonen der Einfarbigkeit schuf er in nur acht Jahren ein beeindruckendes Oeuvre von enormem Wiedererkennungswert: der Franzose Yves Klein (1928 - 1962). Sein Name steht für ein unverwechselbares Ultramarinblau, und seine Kunst ist die Farbe selbst. Als "International-Klein-Blue" ließ er sein Markenzeichen patentieren. Im Foyer des Gelsenkirchener Musiktheaters fließt es über 7 mal 20 Meter - mehr Yves Klein war nie.

"Die blauen Reliefs"

Hügel und Mulden, Krater und grobes Urgestein - die Formen wechseln, aber das Blau bleibt. Samtig wirkt es und zieht den Betrachter in die Tiefe. An den Rändern franst es aus, bildet Küsten mit Inseln und Buchten. Der riesige Wandschmuck, zwischen 1957 und 1959 entstanden, ist ein wahrhaft blaues Wunder des französischen Farbmagiers. "Jede Nuance einer Farbe" war für ihn "gewissermaßen ein Individuum, ein Wesen von derselben Art wie die Grundfarbe, aber mit einem Charakter und einer persönlichen klar erkennbaren Seele." In den 1950er Jahren schwammen "Yves le monochrome", wie er schon bald genannt wurde, und der Architekt Werner Ruhnau auf einer Wellenlänge. Sie träumten von der blauen Revolution und einer Baukunst, die nur aus Luft besteht. Das Foyer des Gelsenkirchener Musiktheaters schufen sie als ein Gesamtkunstwerk aus Architektur und Malerei, aus Glas und Farbe. Grenzenlos durchsichtige Räume, gut klimatisiert und überspannt mit einer einzigen Farbe. Jede Ebene erscheint wie ein kleines Terrarium umgeben von blau schimmernder Spiegelfläche. 1959 wurde das Theater eröffnet. Damals waren Yves Kleins spektakuläre blaue Schwammreliefs eine Provokation. Heute sind sie das schönste Schaufenster der Stadt, ein fast mediterranes Juwel mitten im Ruhrgebiet.

Yves Klein

1928 in Nizza als Sohn eines Künstlerehepaars geboren, absolvierte Yves Klein eine Judoausbildung und eröffnete eine Buchhandlung, bevor ihn Reisen nach Irland und Japan führten. Zurück in Europa arbeitete er als Judo-Lehrer und gründete eine Judo-Akademie in Paris. Erst um 1953 fand er zur Kunst. 1957 zeigte er in einer Mailänder Galerie elf gleichformatige monochrome Bilder, für die er jeweils einen anderen Preis verlangte. Ein Jahr später präsentierte er in einer Ausstellung in Paris nichts als weiße Wände. 1960 ließ er zu einer Komposition namens "Symphonie monoton silence" drei Aktmodelle auftreten, die sich - mit blauer Farbe angemalt - auf Papierbahnen wälzten. Ob mit diesen so genannten Anthropometrien (Körperabdrücken), den blauen Abgüssen bekannter antiker Statuen oder seinen Experimenten mit Feuer - immer wieder vermochte Yves Klein die Kunstwelt zu verblüffen. Als er am 6. Juni 1962 34-jährig in Paris an Herzversagen starb, war er weltberühmt. Sein facettenreiches Werk nahm eine Reihe von Tendenzen wie Happening und Performance, Land- und Body-Art sowie Elemente der Konzeptkunst vorweg und beeinflusste die Kunst bis heute nachhaltig.

Buchtipps:

Michael Hesse; Michael Bockemühl: Musiktheater Gelsenkirchen Yves Klein: Blaue Reliefs. Bauen zwischen international Style und klassischer Tradition KunstOrt Ruhrgebiet Bd. 3 Klartext Verlagsgesellschaft 1995 ISBN 3-89861-225-2, Preis: 17 Euro

Yves Klein 1928-1962 Taschen Verlag 2001 ISBN 3-8228-5584-7, Preis: 6,99 Euro

Yves Klein Katalog zur Ausstellung in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt a. M. 2004/5 und im Guggenheim Museum Bilbao, 2005. Hatje Cantz Verlag 2004 ISBN 3-7757-1446-4, Preis: 39,80 Euro