Stefan Lochners Flügelaltar, um 1442 im Auftrag der Stadt Köln für die Ratskapelle geschaffen, demonstriert bürgerliches Selbstbewusstsein in der Domstadt. Nachdem das Triptychon 1794 vor den französischen Revolutionstruppen versteckt worden war, kam es 1810 in den Dom. Dort bildet es heute den Mittelpunkt der Marienkapelle. In der Advents- und Fastenzeit bleiben die Altarflügel geschlossen. Von außen zeigen sie die Verkündigungsszene: Maria, eine junge vornehme Dame, wird beim Lesen in ihrer Stube vom Erzengel Gabriel überrascht. Es ist der Auftakt für ein opulentes Bühnenbild mit den Stadtpatronen von Köln.
Prunkvoller Aufzug
Auf der linken Tafel: die Heilige Ursula mit ihren höfischen Jungfrauen. In ihren prachtvollen Gewändern entsprachen sie dem damaligen Schönheitsideal der wohlhabenden Bürgerfrauen. Auf dem rechten Flügel: der Heilige Gereon mit seinen Soldaten. Der Stadtrat selbst konnte sich in ihrem fürstlichen Aufzug wieder erkennen. Im Zentrum: Maria mit den Heiligen Drei Königen, die das Jesuskind anbeten. Sie besuchen keine arme Familie im Stall. Es sind reiche Gäste in einer reichen Stadt. Dem Ältesten der drei Waisen hat der Künstler eine Robe gezaubert, die auch einem Ratsherrn schmeicheln würde. Und ganz nebenbei stellt er durch die detailverliebte Prachtentfaltung kostbarer Stoffe, Accessoires und Requisiten seine Virtuosität unter Beweis.
„Der Altar der Stadtpatrone“ erzählt mit einer Heerschar von Schutzheiligen, wie sich die Kölner Oberschicht im Spätmittelalter sehen wollte – als stolze Bürger einer mächtigen Handelsmetropole. Stefan Lochner, um 1410 am Bodensee geboren, wurde 1447 in den Rat der Stadt Köln gewählt. Er starb um 1451, vermutlich an der Pest.
Autorin: Martina Müller