West ART Meisterwerke - Otto Berndt: Siedlung Teutoburgia - Herne

WESTART Meisterwerke 26.06.2012 04:56 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR

Herne

Otto Berndt: Siedlung Teutoburgia

Stand: 30.05.2012, 10:34 Uhr

Alle lieben sie: Architekten, Denkmalschützer, Städteplaner. Und die Bewohner wollen aus der Arbeitersiedlung Teutoburgia nicht mehr weg. Entstanden ist sie vor hundert Jahren. Damals warb die neu gegründete Zeche Teutoburgia in Herne Arbeiter aus ganz Europa an. Die ersten Häuser wurden 1909 gebaut. Kaum war die Kolonie fertig, stellte der Pütt 1925 die Förderung ein. Geblieben ist eine Siedlung im Landhausstil: keine Zäune, kurz geschnittener Rasen, geschwungene Wege.

links eine Straße, rechts sieht man vier individuelle Häuser

Auch heute eine beliebte Wohngegend: die Siedlung Teutoburgia

Vielfalt statt Symmetrie

Die Idee der Gartenstadt kam aus England – ein Gegenentwurf zu Mietskasernen und Elendsquartieren, der auch deutsche Architekten überzeugte. Otto Berndt konzipierte Teutoburgia mit großen Freiflächen, Grünanlagen und Nutzgärten. Aus nur vier Grundtypen entwickelte er eine Vielzahl von Zwei- und Mehrfamilienhäusern – insgesamt 459 Wohneinheiten auf einer Fläche von rund 21 Hektar. Unterschiedliche Fassadengestaltung und Dachkonstruktionen lassen jedes der 136 Gebäude wie ein Unikat erscheinen. Die individuelle Ausstattung wertete Arbeiterfamilien auf, ließ sie nicht mehr in der Anonymität großer Wohnblocks verschwinden. Die scheinbar ländliche Idylle sollte den Arbeitern auch die Lust an Streiks und revolutionären Ideen nehmen.

Ein Haus in der Frontansicht

Jedes Haus ist individuell gestaltet.

Nach der Stilllegung der Zeche Teutoburgia kam ein Großteil der Arbeiter bei benachbarten Zechen unter. Die Siedlung blieb weitgehend erhalten, drohte aber im Laufe der Jahrzehnte ihren ursprünglichen Stil zu verlieren. In den 1990er-Jahren wurden die Häuser saniert und restauriert. Heute stehen sie unter Denkmalschutz.

Autorin: Martina Müller