Was hat ein Engel mit moderner Windenergie zu tun? Auf dem Schöppinger Berg im Münsterland steht eine der größten Windkraftanlagen Nordrhein-Westfalens. Nur das rote Band einer Leuchtschrift unterbricht das monotone Rotieren der Flügel. 2005 hat sie der Künstler Jan Philip Scheibe hier installiert.
Das rote Band einer Leuchtschrift unterbricht das monotone Rotieren der Flügel.
In unmittelbarer Nähe eine Andachtsstätte mit einer Skulptur: zwei Kinder mit einem Engel. Vertrauensvoll schaut das Mädchen in den Himmel, direkt zu den Flügeln des Windrads. "Er macht seine Engel zu Winden", heißt es im Alten Testament. Worte auf die Herrlichkeit des göttlichen Kosmos.
Verborgenes sichtbar machen
Jan Philip Scheibe zieht Verbindungslinien zwischen dem traditionellen Schutzengelbild und den Giganten alternativer Stromgewinnung.
Die Türme der Windkraftanlage stehen an einem alten Prozessionsweg, auf Ackerland. Längst hat die Schnellstraße eine Schneise in die Felder geschlagen. Jan Philip Scheibe macht Verborgenes sichtbar. Er zieht Verbindungslinien zwischen dem traditionellen Schutzengelbild und den Giganten alternativer Stromgewinnung.
Die Begegnung beider ist zugleich eine Zeitreise: Der Engel wacht seit 1913 über die Gemeinde von Schöppingen. Hundert Jahre später konkurrieren die Flügel des himmlischen Wesens mit den Rotoren der Windkraftanlage. Technik und Religion: ein Dialog über Unsichtbares - Windenergie und Gottvertrauen.
Neue Sicht auf eine alte Kulturlandschaft
Die Türme der Windkraftanlage stehen an einem alten Prozessionsweg, auf Ackerland.
Jan Philip Scheibe, in Lemgo geboren, ist Minimalist. Er setzt nur Akzente, spielt mit den Gegebenheiten vor Ort. So kann sich jeder "seine eigenen Engelsgedanken machen". Ein Lobpreis auf die Schöpfung mit den Mitteln der Reklame in den Himmel geschrieben. Die Installation "Er macht seine Engel zu Winden" bietet eine neue Sicht auf eine alte Kulturlandschaft.
Autorin: Martina Müller