Sie hat alles, was in eine christlichen Kirche gehört: Bänke, Kreuz, Altar. Und doch ist in der Essener Friedenskirche vieles anders. Die Deckengemälde zum Beispiel. Sie leuchten in eigenwilligen Farben, Ornamenten und Mustern. Geschaffen hat sie der niederländische Künstler Jan Thorn Prikker.
Der Kern des Glaubens
Gemeinsam mit dem Architekten Albert Erbe gestaltete Thorn Prikker die Kirche zwischen 1914 und 1916 für die Essener Alt-Katholische Gemeinde. Sein Entwurf umfasste ein abstraktes Raumganzes, vom Jugendstil beeinflusst und gekrönt von einem gold leuchtenden Glasmosaik, das bis heute erhalten ist. Ein Großteil der Malereien wurde dagegen während des Zweiten Weltkrieges zerstört. Erst vor kurzem konnten sie anhand von Fotos und unter der Verputzung freigelegten Flächen originalgetreu restauriert werden.
Thorn Prikkers Altarraum kommt ganz ohne Heilige oder biblische Darstellungen aus. Der Kern des Glaubens ließ sich für ihn nicht figürlich darstellen. Die Konzentration liegt im Detail und einer erstaunlichen Farbkomposition. Damit schuf der Künstler ein buntes, expressives Heim für eine Gemeinde, deren Mitglieder sich zwar als katholisch verstehen, aber das Zölibat und die Unfehlbarkeit des Papstes ablehnen.