Dunkle Ockertöne, das Licht der Provence: Von weitem schimmert der „Steinbruch Bibémus“ warm. Aus der Nähe betrachtet, dominieren riesige Gesteinsblöcke. Nur ein Fitzelchen Himmel und einige wie vom Wind zerzauste Bäume sind in der menschenleeren Landschaft zu sehen. Paul Cézanne (1839-1906) hat das Bild um 1895 gemalt. Damals lebte er nur noch sporadisch in Paris. Die meiste Zeit verbrachte er in Südfrankreich. In der Nähe seiner Heimatstadt Aix en Provence entdeckte er immer abgelegenere Ecken für seine Staffelei – wie den Steinbruch Bibémus, der in den letzten Lebensjahren zu seinem Lieblingsmotiv wurde. Zu sehen ist eine beseelte Natur, reduziert auf das Wesentliche, mit rauem Pinselstrich gemalt.
Natur wird Kunst
Den Impressionismus hatte Cézanne hinter sich gelassen. Er war auf der Suche nach etwas Neuem. Und fand es auf seine alten Tage. Er verzichtete auf Perspektive, erforschte Flächen und Formen. „Nach der Natur malen bedeutet nicht, den Gegenstand zu kopieren, sondern seine Empfindungen zu realisieren“, schrieb er. Es ging ihm um die „sensation“, um Vorstellungen, Ängste, Wünsche und Träume. „Die Natur ist nicht an der Oberfläche, sie ist in der Tiefe, die Farben sind Ausdruck dieser Tiefe.“ Mit seinem Spätwerk wurde Cézanne zum Wegbereiter der Moderne. Viele Künstler wie Picasso, Matisse und Klee bejubelten ihn als Inspiration.
Cézanne und der Sammler Karl Ernst Osthaus
Karl Ernst Osthaus, der Begründer des Museum Folkwang, kaufte das Bild 1907, nachdem er und seine Frau den Künstler 1906 wenige Monate vor dessen Tod in Aix besucht hatten. In der NS-Zeit galt das Gemälde als entartet und wurde 1937 konfisziert. Das Museum Folkwang konnte es 1964 mit Unterstützung des WDR erneut erwerben. Bis heute ist der Steinbruch Bibémus ein zentrales Werk der Sammlung Osthaus.
Buchtipps
Paul Cézanne: Ein Leben für die Malerei.
Text und Bildauswahl von Angela Wenzel
Süddeutsche Zeitung/Bibliothek Prestel 2007; Preis: 9,90 Euro
Hajo Düchting: Cézanne.
1839-1906
Taschen Verlag 2009; Preis: 9,99 Euro
Kurt Leonhard: Paul Cézanne.
rororo Monographien Nr. 50114
Rowohlt Taschenbuch; Preis: 7,50 Euro
Autorin: Claudia Kuhland