Es gab Zeiten, da arbeiteten viele an einem Werk, über lange Jahre, zum Beispiel an einem außergewöhnlichen Buch. Das Notker-Evangeliar ist solch ein Werk. Das kostbar gebundene Evangelienbuch entstand über mehrere Jahrhunderte. Seinen Namen erhielt es von einem Schwaben, der von 972 bis zu seinem Tod im Jahr 1008 Bischof von Lüttich war. Notker hat das Evangeliar einer der von ihm gegründeten Kirchen geschenkt.
Opulente Verpackung
Die Handschrift stammt aus dem 9. Jahrhundert. Sie umfasst die vier Evangelien sowie eine Auflistung der kirchlichen Fest- und Feiertage. Ihre opulente Verpackung wird dominiert von einer Tausend Jahre alten Elfenbeintafel, die auf den hölzernen Buchdeckel geschraubt ist. Zentrale Figur in der Mitte: der auf der Weltkugel thronende Jesus, umringt von den vier Evangelisten, die als Tiere dargestellt sind. Darunter ist der kniende Notker zu sehen. So lautet jedenfalls die bisher vorherrschende Expertenmeinung. Eine genaue Untersuchung der Schnitzerei soll Aufschluss über die Identität der Figur geben.
Die wertvolle Tafel ist eingefasst von Emaille aus dem 12. und vergoldetem Kupfer aus dem beginnenden 15. Jahrhundert. Wie diese Teile zusammen gekommen sind, ob womöglich immer schon das Innenleben dazu gehörte, das weiß niemand genau.
Blick über die Grenze
Mit der Betrachtung des Notker-Evangeliars lädt der WDR ein zu einem Ausflug in das Nachbarland Belgien. In den kommenden Wochen stellen wir Kulturhighlights aus den Grenzregionen von NRW vor.
Autorin: Claudia Kuhland
