Westart Meisterwerke: Napoleon Bonaparte als 1. Konsul - Musée Grand Curtius

WESTART Meisterwerke 27.07.2013 04:48 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR

Musée Grand Curtius, Lüttich

Jean A. Dominique Ingres: "Napoleon Bonaparte"

Stand: 13.12.2013, 12:23 Uhr

Man erkennt ihn schon aus der Ferne, mit der Hand im Revers: Napoleon Bonaparte. Als das Porträt von ihm entsteht, ist er 34 Jahre alt, Konsul auf Lebenszeit, Alleinherrscher. Mit großer Liebe zum Detail hat der aufstrebende französische Künstler Dominique Ingres einen Wohltäter in Szene gesetzt. Eine Auftragsarbeit, durchaus reizvoll für einen ambitionierten jungen Maler.

Herrschaftswille und künstlerischer Ehrgeiz

Der erste Konsul posiert vor der Kulisse von Lüttich, mit Blick auf eine Kirche, die damals eine Ruine war. Ingres imaginiert ihre Instandsetzung. Tatsächlich besuchte Napoleon 1803 die immer noch vom Revolutionskrieg gezeichnete Stadt. Er spendierte 300.000 Francs für den Wiederaufbau des demolierten Amercoeur-Viertels. Die Schenkungsurkunde ist hier Teil der Inszenierung – Napoleon als Friedensstifter. Die Stadt erhielt das Geld und das Gemälde. Was als doppeltes Geschenk für Lüttich daherkam, diente auch der Propaganda: Im erst seit wenigen Jahren annektierten Belgien sollte das französische Staatsoberhaupt wenigstens bildlich möglichst präsent sein.

Es ist das erste Mal, dass der damals erst dreiundzwanzigjährige Dominique Ingres den späteren Kaiser malt. Er nutzt die Chance, sich zu bewähren, und offenbart bereits die Grundzüge seiner Kunst: Der Meister des Stofflichen zeigt Napoleon wie auf einer Bühne, lässt ihn fast aus dem Gemälde heraustreten. Zugleich dokumentiert das Bild Ingres einzigartige Fähigkeit, seine Modelle aufzuwerten. Angenehm wirken sie, höchst präsent, sympathisch.

Statue Napoleon Bonaparte

So ist aus dem Herrschaftswillen Bonapartes und dem künstlerischen Ehrgeiz eines später weltberühmten Malers das wohl liebenswürdigste Porträt Napoleons überhaupt entstanden. In den luxuriösesten Räumen des Musée Grand Curtius hat es einen Ehrenplatz in Lüttich.

Buchtipp

Karin H. Grimme: Jean-Auguste-Dominique Ingres
1780-1867
Kleine Reihe Kunst
Taschen Verlag 2006, Preis: 7,99 Euro

Autorin: Claudia Kuhland