West Art Meisterwerke: Max Beckmann - Perseus-Triptychon

WESTART Meisterwerke 07.12.2010 04:48 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR

Museum Folkwang, Essen

Max Beckmann: Perseus-Triptychon

Stand: 19.11.2013, 12:23 Uhr

Perseus befreit Andromeda: Der antike Mythos erzählt vom Helden, der die bedrohte Schöne vor dem Seeungeheuer rettet. Max Beckmann (1884-1950) stellt es anders dar. Aus dem Helfer in der Not wird ein germanisch finsterer Siegfried, ein Muskelprotz im Badeanzug – die Karikatur eines Helden. Mit Leichtigkeit trägt er die doppelte Last: kopfüber die strampelnde Andromeda, über den Schultern das Seeungeheuer, ein blutiger Kadaver mit dem Gesicht eines Menschen. Hingeschlachtetes Opfer, gebändigt wie die Frau, die ihm als Lohn für seine Tat versprochen ist. Die Szene des feisten Eroberers mit Beute wird links flankiert von einem grotesken Fest. Partylaune wegen Andromedas Rettung. Rechts zwei Gestalten in einen Gitterkäfig gezwängt. Häuser brennen. Ein drohendes Vogelmonster. Ganz unten das Gesicht eines Mann, der sich entsetzt die Hand vor den Mund hält. Ein Selbstporträt?

Ein böser Traum in drei Akten

Beckmanns Perseus-Triptychon gibt Rätsel auf. Entstanden ist es während seines Exils. 1937 hatte der von den Nazis verfemte Künstler Deutschland verlassen. Jahrelang saß er in Amsterdam fest, nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in ständiger Angst vor Verfolgung, Malverbot, Beschlagnahme seiner Bilder. Das Exil war für ihn keine Befreiung, nur der Wechsel in ein anderes Gefängnis. Dennoch resignierte Beckmann nicht. Die Jahre in Amsterdam waren seine produktivste Zeit. Ein Drittel seiner Gemälde entstand dort. Seine Kunst war ein Akt der Selbstbehauptung, ein unerbittliches Trotzdem in einer Epoche der absoluten Desillusion. Das Triptychon zeigt die Verwüstungen des Zweiten Weltkrieges und die verzweifelte Einsamkeit des Künstlers. Ein böser Traum in drei Akten: Schrecken, Ohnmacht und banale Vergnügungen. Eine Welt voller Widersinn, Qual und Dämonie. Im Mai 1941 notierte Beckmann: „Perseus endgültig fertig – Gestaltung ist Erlösung.“

Buchtipp

Max Beckmann, Exil in Amsterdam.
Katalog zur Ausstellung im Van Gogh Museum, Amsterdam, 2007 und in der Pinakothek der Moderne, München 2007/2008
Hatje Cantz Verlag 2007; Preis: 49,95 Euro

Autorin: Martina Müller