Sie gehört zu den großen Arbeiterkolonien im Ruhrgebiet: die Siedlung Meerbeck in Moers. Zwischen 1904 und 1907 wurde sie als Gartenstadt gebaut. Die 2000 Wohnungen waren bestimmt für die neu angeworbenen Arbeiter aus dem Osten, die auf der Zeche Rheinpreußen die Kohleförderung steigern sollten. Eine zweite Bauphase schloss sich 1913 an.
Im Schatten der Fördertürme
Die Siedlung bot den Neubürgern Wohnraum auf kleinster Fläche. Es gab zwölf verschiedene Haustypen mit zwei, vier oder sechs Wohnungen – verteilt auf 25 Straßen, die nach dem ABC benannt waren. Abwechslung schaffte die vielfältige Kombination einiger weniger unterschiedlicher Formen von Fenstern und Fassaden. Gärten sowie Kaninchen-, Hühner- und Schweineställe dienten der Selbstversorgung.
Auch heute noch beliebt: die Wohnhäuser in der Siedlung Meerbeck
Die Zeche Rheinpreußen war sehr daran interessiert, die Arbeiter langfristig an sich zu binden. Mietverträge und Arbeitsverträge waren aneinander gekoppelt. Eine strenge Hausordnung griff stark in das Privatleben ein. So waren Musik, Tanz und Gesang nach zehn Uhr abends verboten. Die Kinder durften weder auf den Bäumen klettern noch in den Anlagen Fußball spielen. Trotz der Einschränkungen war die Kolonie bei den Bergarbeiterfamilien sehr beliebt und bot ihnen über Generationen eine Heimat.
Als das Bergwerk Ende der 1960er-Jahre seine Eigenständigkeit verlor, begann die Einheit von Zeche und Siedlung zu bröckeln. Unter veränderten Besitzverhältnissen drohte die Kolonie ins Abseits zu geraten. 1980 beschloss die Stadt Moers, einen Teil der Siedlung zu übernehmen. Sie ließ die Häuser restaurieren und sanieren. Heute gilt Meerbeck als einer der schönsten Ortsteile von Moers.
Autorin: Martina Müller