Was ist bloß am Sonntag los? Das hat sich auch Martin Kippenberger gefragt. Seine Antwort: ein Comic in zehn Bildern, entstanden 1982. Jedes Bild ist eine Schlagzeile: Nichts klappt, wie es soll. Sie hat ihn betrogen. Er träumt von Dr. Schiwagos Lara, will rumhängen, abhängen, bloß nicht nach Hause. Der Partyheld angesichts des horror vacui am Sonntagnachmittag - ein Looser. Alltag als Realsatire.
Jedes Bild Schlagzeile: Martin Kippenbergers "Was ist bloß am Sonntag los"
Frech, verrückt und Hauptsache peinlich
Es ist ein typischer Kippenberger Auftritt: frech, verrückt, Hauptsache peinlich. Seine Träume sind auch unsere Träume, seine Ängste unsere Ängste. Sein Wort zum Sonntag ist so halbseiden wie ein Männermagazin.
Martin Kippenberger
1953 in Dortmund geboren, war Martin Kippenberger einer der vielseitigsten Künstler der Gegenwart, "enfant terrible" und Pop-Ikone der deutschen Nachkriegszeit. "Peinlichkeit kennt keine Grenzen" - so lautete sein oft zitiertes Motto. Grenzenlos war auch seine Produktivität in unterschiedlichen Bereichen, sei es Malerei, Grafik, Skulptur, Performance oder Installation. Mit Verve pflegte er das Image des wortgewandten Spaßvogels, des Rüpels ohne Respekt, der ruhelos von Ausstellung zu Ausstellung hetzte und kein Ereignis unkommentiert ließ. Wie kaum einem anderen gelang es ihm, ein Maximum an Spaß mit einem Maximum an Kunst zu verbinden. Dass er dabei dennoch kreuzunglücklich war, blieb den meisten verborgen.
Anfang der neunziger Jahre war er auf der Höhe seiner Popularität. Damals entstanden unter anderem die Werkgruppe "Heavy Burschi" und die Installation "Tiefes Kehlchen". Die große Anerkennung wurde ihm aber erst nach seinem frühen Tod zuteil. Er starb am 7. März 1997 in Wien. Wenige Tage später wurde er posthum mit dem Käthe-Kollwitz-Preis ausgezeichnet. Die "New York Times" veröffentlichte einen enthusiastischen Nachruf. Kippenberger wurde berühmt, teuer und zur Legende.
Autorin: Martina Müller