Totenköpfe, Knochen, Halloweenmasken, Plastikskelette, anatomische Schautafeln, Skurriles aus Natur, Kunst und Kitsch: Fast fünfzig Jahre lang sammelte Krimhild Becker (1940-2010), was der Umgang mit dem Tod zu bieten hat. Je grotesker, desto lieber, als gelte es, dem Knochenmann ein Schnippchen zu schlagen.
Ein „Exit“-Schild auf der Straße einer amerikanischen Großstadt inspirierte die Kölner Künstlerin 1962 zu ihrer Sammlung. Sie nahm das Schild mit und begann mit dem Aufbau einer sehr persönlichen Enzyklopädie. Über viele Jahre verbarg sie ihre Schätze, präzise geordnet, in einem Raum, von dem nur engste Freunde wussten. Noch vor ihrem Tod im Jahr 2010 überließ sie ihre Wunderkammer dem Museum Kolumba in Köln. Dort ist sie nun in einem eigenen Raum ausgestellt.
Wundersames Sammelsurium
Jedes Sammlungsstück ist eine Insel für sich, herausgelöst aus unterschiedlichen Kulturen und Funktionen: Gebrauchsgegenstände, Spielzeug, Hinweise auf das fröhliche Treiben auf mexikanischen Friedhöfen. Ventil zum Lachen und zugleich ein Netzwerk, in dem wir selbst uns wieder finden. Ein Spiegel zeigt unser eigenes Gesicht. So werden auch wir Teil einer gespenstischen Gewissheit.
Teilausschnitt von Krimhild Beckers Installation im Kolumba
Krimhild Becker hat vor allem als Fotografin gearbeitet. Ihre Requisiten: leblose Köpfe in Licht durchfluteter Transparenz – aufgenommen in einem Moment magisch zeitloser Existenz. In ihrer Sammlung spielen Totenköpfe die Hauptrolle, Schädel ohne individuelle Bestimmung, aufbewahrt wie die Reliquien der Heiligen und konfrontiert mit Abbildungen von Insekten.
Sammeln ist eine Form individueller Erinnerung. Krimhild Becker hat aus Leben und Tod ein zeitgenössisches Stillleben geschaffen – in einem eigenen künstlerischen Universum.
Autorin: Martina Müller