West ART Meisterwerke: Der Thron Karls des Großen

WESTART Meisterwerke 28.01.2014 04:05 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR

Aachener Dom

Der Thron Karls des Großen

Stand: 21.01.2014, 23:10 Uhr

Vor mehr als 1200 Jahren wählte Karl der Große Aachen zum Mittelpunkt seines Reiches. Auf den Ruinen einer römischen Therme ließ er seine Pfalzkapelle errichten. Der achtseitige Kuppelbau bildet den Kern des heutigen Doms.

Auf der Empore des karolingischen Oktogons steht ein schlichter, fast archaischer Thron. Wer dort sitzt, nimmt in der Kirche den höchsten Platz ein, weiß über sich nur noch den Himmel und unter sich das Volk - die Untertanen.

Aachener Dom

Karolingisches Machtsymbol: der Königsthron im Dom von Aachen

600 Jahre lang fanden hier die Krönungen der deutschen Könige statt. Otto I. begründete im Jahre 936 die Tradition. Die Herrscher, die in Aachen den Thron Karls des Großen bestiegen, galten als sein direkter Nachfolger. Denn man glaubte fest daran, dass Karl, der erste deutsche Kaiser, hier vor seinem Tod 814 gesessen hat. Pilger krochen unter dem Thron hindurch, verehrten ihn als Heiligtum. Und christliche Reliquien im Innern erhöhten die Attraktivität für die Gläubigen.

Gefertigt ist der Thron nicht aus neuem Marmor. Karl ließ gebrauchte Platten verarbeiten, die vielleicht von einem heiligen Ort stammen. Dafür spricht die Andeutung einer Kreuzigungsszene aus frühchristlicher Zeit.

Noch heute wird der Gottesdienst mit Blick auf das karolingische Machtsymbol gefeiert. Karls Thron wurde so berühmt, dass sich Aachen selbst "königlicher Stuhl" nannte. Bis es mit dem Glanz vorbei war. Die Stadt erlebte 1531 die letzte Inthronisierung. Karls legendärer Sitz verlor seine Funktion als Krönungsstätte, aber nicht seine magische Anziehungskraft auf spätere Verehrer und Spötter. Seine Würde jedoch ließ sich der Thron nicht nehmen. Seit über 1000 Jahren behauptet er seinen Platz im Aachener Dom.

Karl der Große und Aachen

Karls Vater, der fränkische König Pippin, errichtete in Aachen einen Hof und sorgte 765 für die erste schriftliche Erwähnung des Ortes als "Aquis villa". Nach Pippins Tod im Jahre 768 erbte Karl das Fränkische Reich und den Aachener Hof, den er zu seiner Residenz wählte und zu einer Kaiserpfalz mit Palast und Pfalzkapelle ausbaute. 813 wurde sein Sohn Ludwig der Fromme in Anwesenheit des Vaters im Obergeschoss der Pfalzkapelle zum Mitkaiser gekrönt. Karl der Große starb am 28. Januar 814 in Aachen und wurde in der Pfalzkapelle beigesetzt.

Autorin: Martina Müller