Georg Baselitz: "Selbstportrait"

Museum Küppersmühle Duisburg

Stand: 18.02.2009, 11:42 Uhr

Ein Raum voller Bilder. Bilder von Menschen. Alle verdreht, auf den Kopf gestellt. Das Markenzeichen von einem der berühmtesten deutschen Maler der Gegenwart: Georg Baselitz. Vor 40 Jahren stellte er zum ersten Mal sein Motiv auf den Kopf. Entsprechend nannte er das Werk "Der Wald auf dem Kopf". Ein radikaler Schritt in einer Zeit, als in der Malerei vor allem Abstraktion gefragt ist. Indem der Künstler den Gegenstand kippt, befreit er ihn von seiner Bedeutung. Farbe und Form gewinnen dadurch die Oberhand. Für uns ist das irritierend. Und anstrengend. Am liebsten würden wir einen Kopfstand machen, um unsere gewohnte Sichtweise wiederzuerlangen.

Auf den Kopf gestellt

Sein "Selbstportrait" stammt aus dem Jahr 1987. Ein Mann malt sich als Frau. Dazu noch verkehrt herum - doppelt verdreht sozusagen. Gleich mit zwei Pinseln in der Hand zeigt sich der Maler in seinem Selbstbildnis. Und als Frau. Umgeben ist sie von verschiedenen Gegenständen: Das Haus an ihrer Seite könnte eine Mühle sein. Ein Stuhl mit einer Kanne, die jeden Moment zu kippen droht. Ein Hase, Symbol der Fruchtbarkeit. Ein knorriger Baum, der aus dem Bildrahmen zu wachsen scheint.

"Man erfindet Bilder", sagt Baselitz. "Man nimmt sie nicht aus der Außenwelt. Sicher, meine Bilder sind groß und klar. Der Betrachter soll jedoch denken, was er will. Oder er soll eben auch nicht denken."

Buchtipps

Georg Baselitz, "Bilder, die den Kopf verdrehen" Katalog zur Ausstellung in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 2004 Seemann 2004 (vergriffen)

"Darstellen, was ich selber bin". Georg Baselitz im Gespräch mit Eric Darragon Insel, Frankfurt 2001 (vergriffen)