Was ist hier los? Die Küche hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Das Geschirr schwirrt unkontrolliert im Raum. Der Küchenstuhl, auf dem wir jahrelang saßen, zerlegt sich selbst in seine Einzelteile. Das ganze Mobiliar - ein Trümmerhaufen. Alles ist in Bewegung, nichts ist mehr an seinem Platz. Das macht Angst, die Hausfrau erschrickt, rollt hilflos über den Boden. Doch dann hebt sie ab, ihr gemustertes Kleid wird zum Fesselballon. Der Aufstand der Dinge steckt an. Die Hausfrau schwebt. Ein lustvolles Desaster.
Der Aufstand der Dinge
"Trautes Heim" hat das Künstlerpaar Anna und Bernhard Blume seine 1985/86 entstandene Fotoserie genannt. Inszeniert haben sie einen Ausschnitt aus der kleinbürgerlichen Welt, die aus den Fugen gerät. Doch beim Betrachter überwiegt nicht das Gefühl der Bedrohung, sondern die Lust am Befreiungsschlag.
Seit über 30 Jahren kämpfen Anna und Bernhard Blume mit ihren Zeichnungen und Fotografien gegen die "Versteinerung der Körper, der Seele und des Geistes, erzwungen und geworden durch verinnerlichte Umstände". Indem sie den vermeintlich vertrauten Dingen aus unserer Umgebung ein Eigenleben geben, zeigen sie die Wirklichkeit als Wahnsystem. Ihre Fotos parodieren unseren Alltag - und wecken damit die Lust am Chaos.
Buchtipps
Anna & Bernhard Blume, de-konstruktiv. Bilder aus dem wirklichen Leben. Katalog zur Ausstellung im Museum am Ostwall, Dortmund, 2006/2007 und im Haus Konstruktiv, Zürich, 2007 Kerber 2006 ISBN 978-3-86678-029-3, Preis: 36 Euro
Autorin: Martina Müller
