K21, Düsseldorf

Thomas Struth: "Audience"

Stand: 10.10.2009, 10:20 Uhr

Thomas Struth gehört zu den bedeutendsten Fotografen der Gegenwart. Wie seine Düsseldorfer Lehrer Bernd und Hilla Becher fotografiert er in Serien, porträtiert immer wieder fremde Orte, Menschen, Menschen und Kunst. „Fotografieren ist für mich vor allem ein intellektueller Prozess, um Menschen und Städte und ihre historischen und phänomenologischen Verbindungen zu verstehen“, sagt er.

Unter dem Titel „Audience“ (Publikum) hat er einen Zyklus seiner so genannten „Museum Photographs“ zusammengefasst, die 2004 anlässlich einer Ausstellung zum 500. Jubiläum der David-Skulptur von Michelangelo in der Galleria dell’ Accademia in Florenz entstanden sind.

Raffiniertes Spiel mit der Zeit und der menschlichen Neugier

Das Schuhwerk ist eher bequem, die Kleidung auch. Offenbar handelt es sich um Touristen. Sie sind gebannt, fasziniert von irgendetwas, irgendjemand. Nur einer schaut direkt den Fotografen an, die Kamera, uns. Und in seiner Sonnenbrille sehen wir den, der hier alle Blicke auf sich zieht: den David von Michelangelo.

Thomas Struths Serie „Audience“ ist eine Betrachtung von Menschen beim Betrachten von Kunst. Manche sind abgelenkt, die meisten aber gut vorbereitet auf die Begegnung mit einem der berühmtesten Kunstwerke der Welt. Momentaufnahmen, inszeniert durch den Zufall.

Warum reisen wir an fremde Orte und gehen dort ins Museum? Welche Bedeutung kann Kunst für den einzelnen haben? Und wie reagieren wir auf sie? Wir stehen vor diesen Fotografien, betrachten also Kunst. Und sehen Menschen, die dasselbe tun. Wir schauen uns ein Werk aus dem Jahr 2004 an. Und sie bestaunen eines, das genau 500 Jahre älter ist. Ein raffiniertes Spiel mit der Zeit. Und mit der menschlichen Neugier.

Während wir im Museum gewöhnlich ein Kunstwerk betrachten, passiert bei „Audience“ von Thomas Struth noch etwas anderes: Wir sehen uns selbst dabei zu.