Wallraf-Richartz-Museum, Köln

François Boucher: Ruhendes Mädchen

Stand: 03.04.2009, 10:20 Uhr

Eine Rose, auf dem Boden, die Lippen noch rot vom Küssen und das wohl berühmteste Hinterteil in der Geschichte der Malerei: François Boucher malte das „Ruhende Mädchen“ im Jahr 1751. Es ist ein erotisches Kabinettstückchen, frivol und dekorativ, genau nach dem Geschmack der adligen Herren zur Zeit des französischen Rokoko.

François Boucher (1703-1770), Maler, Zeichner, Kupferstecher und Dekorateur, war ein Meister dieses Genres und berühmt in ganz Europa. Er arbeitete für den französischen Königshof, wurde Hofmaler Ludwigs XV. und genoss die besondere Wertschätzung der Madame Pompadour.

Rokoko in Reinform

Der Monarch, bekannt für seine Neigung zu sehr jungen Frauen, war so entzückt von der Schönheit des „ruhenden Mädchens“, dass er darauf bestand, das gerade mal 14-jährige Modell kennen zu lernen. Marie-Louise O’Murphy, eine von fünf Töchtern einer Pariser Altkleiderhändlerin, wurde zu seiner Mätresse. Nach kaum zwei Jahren am Hofe versuchte sie, Madame Pompadour, die Lieblingskurtisane des Königs, zu verdrängen. Doch sie verlor den Machtkampf, wurde mit einem Adligen verheiratet und aus der Umgebung Ludwigs XV. entfernt.

Am Ende aber überlebte Marie-Louise sie alle: ihre eigenen Kinder, zwei Ehemänner, zwei Könige, deren Mätressen, die Französische Revolution und auch das Kaiserreich. Sie starb 1814 nach einem bewegten Leben im Alter von 77 Jahren. Ihr Bildnis als junges Mädchen gehört bis heute zu den berühmtesten Werken der Kunstgeschichte: Rokoko in Reinform.

Autorin: Lydia von Freyberg