Kölner Dom

Nikolaus von Verdun: Schrein der Heiligen Drei Könige

Stand: 20.06.2009, 10:20 Uhr

Der Reliquienschrein im Chor des Kölner Doms bildet den goldenen Kern einer Kathedrale, die als gotische Verpackung für den wertvollsten Schatz des Mittelalters gebaut wurde: für den Schrein der Heiligen Drei Könige. Ein eigenes Gotteshaus für die Gebeine der Weisen aus dem Morgenland. Mit den gestohlenen Reliquien, die Rainald von Dassel in Mailand raubte, begann der Aufstieg Kölns.

Dreißig Jahre lang arbeiteten die besten Goldschmiede an der kostbaren Hülle. Das Hauptwerk wird Nikolaus von Verdun zugeschrieben. Die Namen seiner Mitstreiter kennen wir nicht. Nach der Vollendung des Schreins 1225 begann die Planung für den Bau des Kölner Doms. Christen aus aller Welt pilgern seither zur größten Goldschmiedearbeit des Mittelalters.

Römisch-heidnisches Erbe und römisch-katholisches Bildprogramm

Flankiert von Engeln thront Christus, der Weltenrichter, über den Schädeln der Heiligen. Nur einmal im Jahr, am 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige, sind Caspar, Melchior und Balthasar zu sehen. Gleich darauf verschwindet das älteste Kölner Dreigestirn wieder hinter Edelsteinen, Perlen, Gemmen und Kameen. Der großformatige Schmuck für die gekrönten Häupter war zugleich stets Objekt räuberischer Begierde. Wertvolle Steine fehlen bis heute. Erhalten sind dagegen antike Pretiosen wie die Götter Venus und Mars - und Politiker: Kaiser Nero mit Agrippina, die Köln zur römischen Stadt des Nordens machte.

Auf der Frontseite aus purem Gold ist die Taufe Christi dargestellt. Maria, die Mutter Gottes, hat die Hand zum Empfang der Gaben ausgestreckt. Hinter den drei Königen steht ein weltlicher Monarch: König Otto IV. Er stiftete um 1200 Gold und Edelsteine für die Vorderseite des Schreins.

Verteilt auf zwei Stockwerken versammelt er über siebzig historische und biblische Figuren. Unter Email beschlagenen Arkaden erkennen wir die Jünger Christi. Jede Gestalt scheint individuell porträtiert. Und doch sind die Vorbilder für die Propheten des Alten Testaments in der Antike zu finden. Kölns römisch-heidnisches Erbe wurde hier in ein römisch-katholisches Bildprogramm übertragen.

Buchtipps

Erika Zwierlein-Diehl: Die Gemmen und Kameen des Dreikönigenschreines
Schnell & Steiner, Verlag Kölner Dom 1998, Preis: 127 Euro

Rolf Lauer: Der Schrein der Heiligen Drei Könige.
Meisterwerke des Kölner Domes Bd. 9
Schnell & Steiner, Verlag Kölner Dom 2006, Preis: 16 Euro

Autorin: Martina Müller