Auffliegende Wildgänse am Niederrhein

G – M: Gänse, Kerzen, Lichterfest...

Stand: 13.12.2020, 20:15 Uhr

G – wie Gänse, Glühwein und Gewürze

In der Adventszeit wird es eng in der Bislicher Auenlandschaft bei Xanten: Schon ab Ende Oktober/Anfang November fallen Zigtausende von arktischen Wildgänsen ein und beziehen hier ihr Winterquartier. Erst im Februar kehren die Bläss- und Saatgänse zurück in ihre kalte Heimat. Der Niederrhein zwischen Duisburg und Nimwegen gilt als international wichtiges binnenländisches Rast- und Überwinterungsgebiet für Vögel.

Zimt, Vanille, Anis, Gewürznelken und Kardamom sind typische Weihnachtsgewürze. In den traditionellen Spekulatius gehört Kardamom, in die Lebkuchen Nelken und in den Zimtstern natürlich Zimt. Die meisten Weihnachtsgewürze haben einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit. Die Beigabe von Gewürzen, wie zum Beispiel Gewürznelken, regt die Verdauung an und lindert Blähungen. Jedes weihnachtliche Gewürz hat seine eigene positive Auswirkung auf den Körper und/oder den Geist. In der Gewürzmühle Engels in Neuss bekommt man neben Zutaten für die Weihnachtsbäckerei auch die exotischsten Gewürze – frisch gemischt und in genau der richtigen Menge. Der vor hundert Jahren gegründete Familienbetrieb liefert auch die Gewürzmischung, die für den Schloss-Glühwein auf Schloss Dyck bei Jüchen verwendet wird: Hauptbestandteile sind Sternanis, Zimt, Nelken und Ingwer.

H – wie Hausbeleuchtung

Viele Menschen schmücken zu Weihnachten aufwändig ihre Häuser mit Lichtern und beleuchteten Figuren. Der Trend kommt aus den USA. Aber seitdem es das sparsame LED-Licht gibt, leben auch viele Deutsche diese Leidenschaft hemmungslos aus. Ralf Schaffrath im rheinischen Wesseling beginnt schon Mitte Oktober mit den Vorbereitungen und braucht dann vier Wochen, um sein Haus zu dekorieren. Den Deko-Drang hat er seit Jahren. Er weiß genau, wo welche Deko am besten wirkt, und denkt sich jedes Jahr auch etwas Neues aus.

Mit beleuchteten Figuren und Lichterketten geschmückte Hausfassade

Viele Menschen schmücken in der Weihnachtszeit ihre Häuser mit Lichtern und beleuchteten Figuren.

J – wie Julfest

Das Julfest ist die Bezeichnung für die vorchristliche Feier der Wintersonnenwende um den 21. Dezember. An diesem Tag steht die Sonne am tiefsten am Horizont, weshalb es der dunkelste und kürzeste Tag des Jahres ist. Die Germanen feierten die Wintersonnenwende mit vielen Lichtern und mit der Hoffnung auf längere, helle Tage. Die alten Römer begingen ab dem 17. Dezember eine Woche lang die sogenannten Saturnalien – mit gutem Essen, Geschenken, Kerzen und Fackeln. Sie hängten sich auch grüne Zweige in die Fenster.  

Die Urchristen kannten kein Weihnachtsfest. Es wurde 400 Jahre später erst von der Kirche eingeführt. Man legte die Geburt Christi genau auf das Datum, den der damalige Kalender für die Wintersonnenwende auswies, den 25. Dezember.

Das Julfest wird trotz der Umbenennung in die christliche Weihnacht bisweilen immer noch als Feuerfest begangen. Das Sonnenjul ist ein Rad, das mit Stroh umwickelt, angezündet und von einem Berghang heruntergerollt wird. Dieses Ritual war dem Aufstieg der Sonne, des Lichtes und damit der erwachenden Natur gewidmet. In NRW gab es die Tradition der Feuerräder und der Burgfeuer, auch Geisteraustreibung durch Lärm. 

K – wie Kerzen und Krippen

Kerzen waren lange Zeit Luxus, den man sich am ehesten zu Weihnachten gönnte. Vielleicht wirken sie deshalb heute immer noch edel und feierlich. Das Gartenhallenbad im Wuppertaler Stadtteil Langerfeld erfreut seine Stammgäste jedes Jahr einmal in der Adventszeit mit einem Lichtermeer aus Tausenden von Teelichtern. Zwei Stunden lang machen die Mitarbeiter nichts anderes, als die Kerzen anzuzünden. Und dann beginnt das Frühschwimmen um halb sieben fast ohne elektrische Beleuchtung – nur mit Kerzenlicht am Beckenrand. In der Manufaktur Engels in Kempen werden Kerzen noch per Hand gefertigt. Mal sind die Exemplare ganz durchgefärbt, mal werden sie zum Färben mehrfach in flüssiges Wachs getaucht. Weihnachtskerzen in Magentarot sind nach wie vor der Renner. Auch klassisch weiß-rot. Und manchmal werden sie mit Glitzersteinen verziert.

Die Weihnachtskrippe mit ihren Figuren und Tieren dient zur modellhaften Darstellung von Christi Geburt im Stall in Bethlehem. Krippenbaumeister Pietro Mazotti kam im 19. Jahrhundert aus der Toskana nach Münster und gründete dort eine Familiendynastie von Bildhauern und Krippenbauern. In der Heilig-Kreuz-Kirche in Münster steht eine westfälische Variante mit vielen großen Tieren, aber auch Figuren, die Menschen aus dem Viertel zeigen, zum Beispiel den Pfarrer oder die Gemüsefrau. Geschnitzt hat sie ein Künstler aus dem gleichen Viertel zum Weihnachtsfest 1941. Die Krippe im Mariendom in Neviges ist das Gemeinschaftswerk eines Meisterschülers von Joseph Beuys und dem Hobbyschnitzer Heinrich Dattenberg. Die Details aus dem früheren Leben in der Soester Börde kann man auf rund 60 qm in der berühmten "Westfälischen Krippe" im Patroklidom in Soest erkunden.

Im Technik- und Bauern-Museum in Much bei Overath wurde die Geburt Jesu ins Bergische Land verlegt. 30 Jahre hat der Handwerksmeister Alois Müller an seiner Bergischen Heimatkrippe gebaut. Viele Kölner Persönlichkeiten, aber auch moderne, lebende Zeitgenossen findet man in der Krippe im Kölner Dom. Dass Krippenbau immer auch Zeitgeschichte und freies Kunstobjekt ist, sieht man auf der großen Freiluft-Krippenausstellung in Münster-Handorf rund um die St. Petronilla-Kirche.

L – wie Lebkuchen, Lichterfest und Lucia

Fast die Hälfte der gesamten deutschen Lebkuchenproduktion kommt aus Borgholzhausen nördlich von Bielefeld. Hier, in Nordrhein-Westfalens Lebkuchenhochburg, produziert die Firma Heinrich Schulze in der sechsten Generation Leb- und Honigkuchen und backt bis heute nach Rezepten aus dem alten, handgeschriebenen Rezeptbuch von 1829. Bis zu drei Tonnen Lebkuchenteig verarbeitet die Firma am Tag. Besonders angesagt sind derzeit Bio-Lebkuchen, die von Borgholzhausen in alle Welt gehen. Die Produktion der Lebkuchen, die im Weihnachtsgeschäft verkauft werden, beginnt schon im Mai.

Licht in die dunkle Jahreszeit bringen seit Jahrzehnten die Lichtwochen in der Innenstadt von Essen. Hinter der Idee stehen Händler und Werbestrategen: Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen sie auf die Idee, jedes Jahr zur Adventszeit die Einkaufsstraßen mit einem neuen Thema prächtig zu beleuchten. Dafür steht der Dortmunder Weihnachtsbaum auf dem Hansaplatz im Guinnessbuch der Rekorde: Er ist rund 45 Meter hoch, zusammengesetzt aus 1.700 Rotfichten und steht seit 1996 jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt in der City. Nicht weit entfernt im Westfalenpark in der Adventszeit lockt das sogenannte Winterleuchten. Die magischen Lichtskulpturen stammen von "Licht-Picasso" Wolfgang Flammersfeld aus Unna.

Am 13. Dezember findet in Schweden das Luciafest statt. Das Lichterfest gilt als winterliches Gegenstück zur Mittsommernacht, die in Schweden und anderen skandinavischen Ländern ebenfalls alljährlich traditionell gefeiert wird. Dabei trägt die Lichterkönigin einen Kranz aus Kerzen auf dem Kopf und führt eine kerzenbeleuchtete Prozession an, die den Höhepunkt des Festes bildet. Schon lange wird auch an mehreren Orten in NRW das Luciafest gefeiert. In der Lukaskirche in Köln-Porz setzt sich eine hübsche junge Frau die traditionelle Kerzenkrone auf, um Licht in die Dunkelheit und die Herzen der Menschen zu bringen. Dazu singt der A-capella-Chor "De Tokigar Trollen" (Die verrückten Trolle) aus Leverkusen das bekannte Santa Lucia-Lied.
In Brandscheid in der Eifel findet am 13. Dezember eine Lucia-Messe statt, bei der "Luciafäden" an die Gläubigen verteilt werden.

Chormitglieder in weißen Gewändern und mit Kerzen singen in einer Kirche

"Die verrückten Trolle" aus Leverkusen beim Lucia-Fest in der Lukaskirche in Köln-Porz.

M – wie Maria

Für die katholische Kirche ist Maria Jungfrau, als sie ihren Sohn zur Welt brachte. Das war ein Dogma. Aber es gibt auch Abbildungen und Skulpturen der schwangeren Maria. Eine solche Figur, die in Peru angefertigt wurde, besitzt das Nikolauskloster in Jüchen. Mit ihr hat das Kloster eine alte Tradition wiederbelebt: Jeden Abend im Advent findet die schwangere Maria eine Herberge bei einer neuen Familie in der Gemeinde. Es wird eine kleine Andacht gehalten oder ein Weihnachtslied gesungen. So erinnert der Volksbrauch an die Muttergottes und fördert gute Nachbarschaft. Dazu gehört auch das gemeinsame Essen und Trinken. Der alte katholische Adventsbrauch nennt sich je nach Landstrich "Marientragen", "Frauentragen" oder "Herbergssuche". Eine Broschüre, die das Kloster herausgibt, hilft den Familien den besonderen Abend zu gestalten. Nahe Gütersloh gibt es die Aktion "Lebendiges Adventsfenster", wo ebenfalls eine schwangere Maria eine Rolle spielt. Sie kommt weich gebettet in einer Kiste neben Josef und einem Esel sowie einer Kerze ins Haus. Wenn die Nachbarn sie im Fenster sehen, freuen sie sich schon auf eine kleine Feier zu Ehren Marias.

Familie mit Marienfigur und Pfarrer in einer Kirche

In der Nikolaus-Kirchengemeinde findet die schwangere Maria eine Herberge bei einer neuen Familie.