Nationalpark Bayerischer Wald: Wandern, E-Bike und Kanu

Stand: 16.10.2022, 20:15 Uhr

Der Nationalpark Bayerischer Wald bildet zusammen mit dem angrenzenden Nationalpark Böhmischer Wald in Tschechien das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas. Er ist der älteste Nationalpark Deutschlands und wurde bereits 1970 eröffnet.

Geschützt werden vor allem Bergmischwälder aus Tannen, Buchen und Fichten, Bergfichtenwälder, Aufichtenwälder in den Tälern, Hochmoore und einige Urwaldreste. 1983 tobten die beiden Gewitterstürme "Vivian" und "Wiebke" und verwüsteten in weniger als einer halben Stunde über 100 Hektar Waldbestand. Anschließend wurde beschlossen, in den Naturzonen nicht mehr in die natürliche Entwicklung einzugreifen. "Natur Natur sein lassen" heißt das Nationalparkmotto seitdem. Auch als in den 1990er-Jahren der Borkenkäfer große Waldflächen befiel, wurde nicht eingegriffen, sodass ein Teil der Hochlagenwälder flächig abstarb. Überall im Nationalpark liegen Baumstämme kreuz und quer auf dem Waldboden und verwittern in Ruhe. Der Nationalpark ist die Heimat von über 11.000 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Hier steht auch die älteste Tanne Deutschlands. Sie ist rund 600 Jahre alt, 53 Meter hoch und hat einen Stammdurchmesser von 6,5 Metern. Auch der Wildbestand erholt sich; Wildkatze und Luchs sind seit Jahren wieder heimisch.

Großer Arber

Der Große Arber ist mit 1.456 Metern die höchste Erhebung des Bayerisch-Böhmischen Gebirgsmassivs und wird deshalb auch der König des Bayerischen Walds genannt. Auf dem Arberplateau stehen in der Nähe des Gipfelkreuzes zwei 1983 in Betrieb gegangene Radome, mit denen die Luftwaffe den Luftraum überwacht. Sie sind ein Relikt aus dem Kalten Krieg, heute aber weiter in Betrieb. Auf und rund um den Großen Arber verlaufen Wanderwege und Strecken für E-Bike- oder Mountainbike-Fans. Von leicht bis schwer, bergauf oder downhill. Von Bodenmais aus sind es etwa 14,5 Kilometer bis auf das Dach des Bayerischen Waldes. Trotz E-Mountainbike ist die etwa einstündige Fahrt anstrengend. Sie verläuft auf Trails mal über Schotterpiste, mal über Feldwege, durch Wald und Wiesen. Die imposanten Rißloch-Wasserfälle bieten sich für eine Pause an.

Auf dem Gipfel des Großen Arbers stehen zwei Radome, die heute noch der Luftraumüberwachung dienen.

Baumwipfelpfad mit Baum-Ei

Der Baumwipfelpfad Neuschönau ist einer der längsten Wipfelpfade der Welt. In einer Höhe von acht bis 25 Metern schlängelt er sich über 1.300 Meter durch Buchen, Tannen und Fichten des Bergmischwaldes. Unterwegs bietet er tolle Ein- und Ausblicke. Highlight ist das hölzerne "Baum-Ei". Im Inneren des 44 Metern hohen Turms, dessen Form an ein riesiges Ei erinnert, befinden sich drei uralte Tannen und Buchen, die den Besuchern einen Einblick in die Waldentwicklung geben, von der Wurzel bis zum Wipfel. Auf dem Weg nach oben finden Mutige Seilbrücken, Wackelbrücken und Balancierbalken. Für Neugierige stehen sieben Infotafeln rund um das Thema Wald bereit. In 20 Metern Höhe gibt es eine sogenannte Waldinsel, eine zirka 270 Quadratmeter große Plattform mit Gitterliege, drei Lehrstationen und Ruhebereich. Vom Gipfel des Baumturmes bieten sich traumhafte Ausblicke – an sonnigen, klaren Tagen sogar bis zum nördlichen Alpenhauptkamm.

Das 44 Meter hohe "Baum-Ei" ist die Attraktion im Baumwipfelpfad bei Neuschönau.

Der Schwarze Regen in Bayrisch Kanada

Der Schwarze Regen zählt zu den letzten und schönsten Wildflusslandschaften Bayerns. Seinen Namen hat er vom moorhaltigen, schwarzen Untergrund. Sein Wasser ist klar und hat Trinkqualität. Der Fluss schlängelt sich durch einen dichten, hochaufragenden Nadelwald, vorbei an schilfbewachsenen Ufern, einsamen Lichtungenund malerischen Dörfern. Der wildromantischen, streckenweise unberührten Natur wegen wird die Region auch "Bayerisch Kanada" genannt. Der Flusslauf ist bei Kanufahrern sehr beliebt, das Bärenloch mit Wildwasserstufe 2 und der Gumpenrieder Schwall in Paddlerkreisen berühmt. Ein- und Ausstiege gibt es nur an den gekennzeichneten Stellen. Bei Hoch- oder Niedrigwasser sind die Strecken zwischen Regen und Viechtach gesperrt, um Tiere und Natur zu schützen. Für die gut neun Kilometer lange Strecke von Viechtach bis zum Höllensteinsee sollten Kanuten etwa 2,5 Stunden einplanen. Sepp Schneider, Deutscher Skilanglauf-Meister, WM- und Olympiateilnehmer hat in Regen einen Bootsverleih und bietet Kanutouren für Anfänger und Profis an.

Kanutour auf dem Schwarzen Regen durch Bayerisch Kanada