Am kommenden Dienstag (11.12.2018) entscheidet ein thailändisches Gericht über die Zukunft des ehemaligen bahrainischen Nationalspielers Hakeem Al Araibi, der 2014 nach politischer Verhaftung und Folter aus seiner Heimat nach Australien geflohen war. Eigentlich wollte Al Araibi in Thailand mit seiner Frau Urlaub machen. Doch die thailändischen Behörden nahmen ihn auf Antrag Bahrains kurz nach der Landung aus Australien kommend fest. Dort sitzt er seit dem 27. November in Auslieferungshaft. Ursprünglich wollte das Gericht schon am Freitag entscheiden, vertagte die Entscheidung aber.
FIFA zum Handeln aufgefordert
Auch die Welt-Spielergewerkschaft "World Players Association" hat gegenüber der ARD-Sportschau den Fußball-Weltverband FIFA und vor allem seinen bahreinischen Vizepräsidenten Scheich Salman dazu aufgefordert, sich für die Freilassung Al Araibis nach Australien einzusetzen.
Zuvor hatte auch Minky Worden von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch an die FIFA appeliert, sich stärker für den inhaftierten Fußballer aus Bahrein einzusetzen. "Wenn sich die FIFA nicht endlich mehr anstrengt und stärker in Erscheinung tritt um diesen Spieler frei zu bekommen, damit er nach Australien heimkehren kann, ist sie in ihrer grundsätzlichen Aufgabe gescheitert: Sich für Fußballer einzusetzen", sagte sie in der ARD-Sportschau.
Seit 2014 als Flüchtling in Australien
In Bahrain drohen ihm Gefängnis und Folter. "Sport inside" konnte am vergangenen Donnerstag mit Al Araibi in seiner Zelle in Thailand via Telefon sprechen. Er hat Todesangst. "Ich bin hierher mit meinem australischen Pass gereist, nicht mit dem aus Bahrain", sagte er. "Ich habe Bahrain vor fast fünf Jahren verlassen, seitdem lebe ich in Australien. Ich habe ihnen hier gesagt, wenn sie mich nach Bahrain zurückschicken, werden sie mich dort töten."
Seit gut einem Jahr ist er in Australien als Flüchtlings anerkannt. In Melbourne fand er eine neue Heimat. Er spielt dort beim australischen Klub Pascoe Vale FC. Ein Länderspiel mit der bahrainischen Nationalmannschaft hatte er zur Flucht aus dem Land genutzt, in dem er 2010 im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal verhaftet wurde. Zwei Jahre darauf wurde er erneut festgenommen. Der Vorwurf: Er soll eine Polizeistation angegriffen haben. Zu einem Zeitpunkt, als er nachweislich mit dem Nationalteam spielte: Die Partie war live im Fernsehen zu sehen. Damals wurde er wieder gefoltert, wie Hakeem Al Araibi 2016 gegenüber "Sport inside" schilderte.
Fußballer demonstrieren beim arabischen Frühling
Seine Familie wandte sich damals an den bahrainischen Fußball-Verband, bat um Hilfe. Der Präsident damals: Scheich Salman bin Ebrahim Al Khalifa, Mitglied des bahrainischen Königshauses, Präsident des asiatischen Fußball-Kontentinentalverbandes und FIFA Vizepräsident. Der Hilferuf war vergeblich. Hakeem Al Araibi wurde von einem Gericht in Bahrain in Abwesenheit zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
Während des FIFA-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 zwischen Scheich Salman und Gianni Infantino war es vor allem Al Araibi, der Salman kritisierte und die Folter gegen bahrainische Fußballspieler öffentlich machte. Diese spielten schon 2011 beim arabischen Frühling in Bahrain eine entscheidende Rolle. Sie demonstrierten an der Spitze, nutzen ihre Bekanntheit, um Bürgerrechte einzufordern. Die Spieler wurden daraufhin bedroht und zu Staatsfeinden. Der Verbandspräsident zu dieser Zeit: Scheich Salman.
Späte Antwort der FIFA
Die Auslieferung nun sei die Rache für seinen Mut damals offen das Königshaus zu kritiseren, meint Sayed Alwadaei, einer der Direktoren der Menschenrechtsorganisation Bird. Bird klärt von London aus über die Verfolgungen und Menschenrechtsverletzungen in Bahrain auf. "Er hat mit dem Finger auf ein Mitglied er königlichen Familie gezeigt. Er hat mutig über Folter gesprochen und über das, was auch anderen Athleten passiert ist. Darum befürchten wir wirklich das Schlimmste", sagt Alwadaei.
Bird wandte sich auch in einem offenen Brief an die FIFA. "Es ist die Verantwortung der FIFA. Sie haben sich den Menschenrechten verpflichtet, also müssen sie ganz klar etwas unternehmen", sagt Alwadaei. "Ich befürchte, wenn sie nicht sofort einschreiten, wird es zu spät sein. Wenn sie etwas tun wollen, müssen sie es jetzt tun." Am späten Donnerstagabend erklärte die FIFA, sie unterstütze die Forderungen, dass Al Araibi nach Australien zurückkehren müsse. Dafür habe man sich an den australischen Fußballverband gewandt, der sich gemeinsam mit der australischen Regierung der Sache schnell annehmen müsse.
Die australische Außenministerin Marise Payne erklärte am Sonntag (09.12.18), sie habe den Fall bei einem Treffen mit ihrem thailändischen Amtskollegen Don Pramudwinai angesprochen und die sofortige Rückkehr Al Araibis nach Australien verlangt.
Hilferuf aus dem Gefängnis
Und während die FIFA die Verantwortung nach Australien abschob, schickte Al Oraibi am späten Donnerstagabend noch eine SMS an "Sport inside": "Die ist möglicherweise meine letzte Nachricht. Ich weiß immer noch nicht, ob ich morgen nach Bahrain ausgeliefert werde. Ich habe mich an die Vereinten Nationen gewandt, an einzelne Länder, die FIFA, Fußballspieler und viele andere, da mein Schicksal jetzt in Gefahr ist und meine Zukunft bald vorbei sei wird. Wenn ich nach Bahrain ausgeliefert werde, vergesst mich nicht. Und wenn ihr mich dann Dinge sagen hört, glaubt mir nicht. Ich weiß, was mir passieren wird und ich weiß, dass ich gefoltert werden werde, um Dinge zu gestehen, die ich niemals getan habe. Bitte kämpft weiter dafür, mich zu retten."
Es ist ein Hilferuf, vielleicht sein letzter.