Lisa und Paul

Lust auf Kuscheln?

Stand: 14.09.2023, 22:45 Uhr

„Ja, du darfst hier fremd kuscheln“, erzählt die 29-jährige Lisa. Mit ihrem Mann Paul besucht die junge Mutter Kuschelpartys: Treffen, bei denen sich Menschen anfassen, kraulen und in den Armen liegen. „Es geht hier ja nicht um Sex“, fügt Paul hinzu.

Nachdem ihr kleiner Sohn geboren war, hat sich ihre Beziehung verändert. Jetzt suchen Lisa und Paul nach Erfahrungen, die sie bereichern - aber trotzdem die Ehe nicht gefährden.

Mit Fremden kuscheln? Geht das? Auch Dirk aus Köln hat Kuschel-Events für sich entdeckt: Voraussetzung ist gegenseitiges Einverständnis. „Für mich ist das eine gute Übung, wirklich aus dem Kopf rauszukommen und mein Herz zu öffnen“, sagt der 35-jährige Schornsteinfeger.

Vor einem Jahr hat Dirk Kuschelparties entdeckt

Vor einem Jahr hat Dirk Kuschelparties entdeckt

Um die Sehnsucht nach menschlicher Nähe zu stillen, treffen sich immer mehr Menschen zum Kuscheln. Denn in Zeiten von digitalen Verbindungen fassen viele Menschen ihr Tablet häufiger an als ihre Liebsten. Studien zufolge fühlen sich wohl deshalb heute immer mehr junge Leute einsam. Dabei brauchen wir, um uns zugehörig zu fühlen, menschliche Berührungen und Körpererfahrungen. Wer nahbar ist und lebendig, der existiert.

Nicole, zweifache Mutter aus Mönchengladbach, ist so begeistert vom Kuscheln, dass sie sich in Berlin zur Kuscheltherapeutin ausbilden lässt. „Das Wichtigste, das wir lernen, sind Grenzen. Die eigenen und die der anderen. Wie will ich berührt werden, was mag ich, was nicht?“ Die 53-jährige hofft, irgendwann mit Einzelstunden und Kuschelpartys Geld zu verdienen.

Kuscheln wird völlig unterschätzt. Doch absichtslose körperliche Nähe verändert Liebe, Partnerschaft und Freundschaften. Brauchen wir also eine Kuschel-Revolution?

Redaktion: Maik Bialk

Autorin: Renate Werner