Folge 1: Ankommen

Auf Station – Meine Zeit in der Psychiatrie (Staffel 1) Staffel 1, Folge 1 04.05.2023 22:08 Min. UT Verfügbar bis 31.12.2099 WDR Von Ulf Eberle

Auf Station - Meine Zeit in der Psychiatrie

Stand: 10.02.2023, 12:23 Uhr

Gummizellen, Zwangsjacken und lauter Bekloppte.“ Das war Marcels Vorstellung von einer psychiatrischen Station bevor er in die LVR Klinik Düren gebracht wurde – nach seinem Suizidversuch. Schnell merkt er dort, dass die Realität auf Station ganz anders aussieht und ihm geholfen werden kann. „Die Psychologin hat bei mir an den richtigen Schrauben gedreht. Ich habe wie ein kleiner Junge geweint“, beschreibt Marcel seine Behandlung. Über mehrere Monate hat ein WDR Kamerateam den Alltag der „Geschützten Station 11 f“ begleitet - deren Türen nur vom Personal geöffnet werden können.

„Die Morgenarznei wird verteilt,“ tönt es aus den Lautsprechern und wenig später stehen sie Schlange vor dem Medikamentenzimmer: Frauen und Männer mit Depressionen, Psychosen, Borderline-Störungen, Schizophrenie. Auch David (29) schluckt vor den Augen einer Pflegerin seine Tabletten. Er ist zum zweiten Mal mit einer Psychose hier und weiß inzwischen, dass es bei dieser Erkrankung ohne Medikamente kaum geht. „Mir helfen aber auch die Meditationsübungen sehr, damit ich das Gedankenkreisen in den Griff kriege“, sagt David.

Wünschebaum: Die Patientinnen und Patienten machen sich gegenseitig Mut.

Wünschebaum: Die Patientinnen und Patienten machen sich gegenseitig Mut.

Und darum geht es uns in der stationären Psychiatrie: mit den Betroffenen den ersten großen Schritt aus der Krise zu gehen und mit ihnen Werkzeuge zu finden, die einen guten Umgang mit der Erkrankung möglich machen,“ erklärt die leitende Oberärztin Dr. Heike Gräfin Stenbock-Fermor. Sie ist eine von 1400 Mitarbeitenden in der LVR Klinik Düren, wo jährlich etwa 8000 Patientinnen und Patienten behandelt werden. Der Ärztin ist es wichtig, den Betroffenen nicht nur Tabletten zu verabreichen, sondern ihnen auch mit Therapien und Anwendungen zu helfen und sie möglichst gut auf die Rückkehr in den Alltag vorzubereiten. Das gelingt nicht immer. „Es ist die Realität im Krankenhaus, dass manche Patienten wiederkehren und man einigen gar nicht helfen kann. Das kann frustrierend und traurig sein“, sagt Dr. Heike Gräfin Stenbock-Fermor.

Bei Imane schlägt die Behandlung gut an. Die zweifache Mutter wollte nach dem Tod ihres achtjährigen Sohnes nicht mehr weiterleben, wurde aber in letzter Minute gerettet und zunächst gegen ihren Willen in die Klinik gebracht. Hier fasst sie wieder neuen Lebensmut und schafft es, mithilfe der Therapie ein paar wichtige Entscheidungen zu treffen. Aber wie kehrt sie nach der Klinik in ihren Alltag zurück?

Die Mini-Serie in 4 x 20 Minuten begleitet Patient:innen durch ihre intensive Zeit auf Station.

Eine Mini-Serie von Ulf Eberle
Redaktion: Britta Windhoff