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Schwimmende Farm und Mühlensegel

Die dritte Etappe ihrer kulinarischen Reise führt die Köche auf den zahlreichen Kanälen der friesischen Seenplatte mitten ins kleine Städtchen Sneek. Von hier aus machen sich die Köche dann mit ihren Rädern auf, um in der Umgebung leckere Zutaten für das abendliche Essen an Bord zu besorgen.

Frank Buchholz und Björn Freitag auf dem Fahhrad in Sneek.

Björn Freitag wird dabei heute seine Gummistiefel brauchen. Und für Frank Buchholz heißt es in luftiger Höhe: „Segel setzen".

Björn Freitag wird dabei heute seine Gummistiefel brauchen. Und für Frank Buchholz heißt es in luftiger Höhe: „Segel setzen".

Von Lemmer am IJsselmeer schippert Skipper Kai mit den beiden Köche heute nach Sneek. Ankerplatz ist mitten im Zentrum, mit bestem Blick auf das historische Wassertor, dem Wahrzeichen der Stadt. Nach dem gelungenem Anlegemanöver schwingen sich die Köche auf ihre E-Bikes und machen sich auf ihre Entdeckungsreise.

Franks erste Station liegt im Süden von Sneek. Im Örtchen Woudsend arbeitet Cees Notenboom in der ältesten aktiven Getreidemühle Frieslands. Die Kornmühle Molen t’ Lam stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1698, Cees betreibt sie bereits seit 1980. Er ist gelernter Müller und auch nach all den Jahren noch immer mit voller Leidenschaft dabei.

Gemahlen wird hier so ziemlich jedes Getreide. „Alles natürlich mit dem Mühlstein. Man kann den Unterschied schmecken“, so Cees. Um den Mahlgrad perfekt zu bestimmen, braucht es viel Erfahrung. Denn je nach Windstärke muss auch der Abstand der Mühlsteine mit Gewichten eingestellt werden. Die Mühlensegel werden je nach Richtung des Windes gedreht. Nur so können die Mühlsteine angetrieben werden. Das Getreide kommt von den Bauern aus der Umgebung und geht dann an Bäckereien, Restaurants und Geschäfte aus der Region.

Doch Cees mahlt nicht nur Mehl in seiner Mühle, er hat auch einen Senfmahlstein. Das Senfrezept hat er an der Wand der alten Kornmühle gefunden und weiter verfeinert. Frank ist begeistert, hilft beim Senfkörner mahlen und darf sich fertigen Senf und Graupen für das gemeinsame Dinner am Bord einpacken.

Björn macht sich unterdessen auf den Weg zu einem Rinderbetrieb, der mitten auf einer Inseln bei Smallebrugge liegt. Mit einem Boot setzt er über, um sich auf „De Gouden Boaiem“ (dem Goldenen Boden) mit Pytsje und Siebe Klaas Bokma zu treffen.

Die Insel ist ein Naturschutzgebiet und Wiesenvogelreservat. Das Ehepaar bewirtschaftet hier insgesamt 140 Hektar Land. Voraussetzung ist, dass der Schutz der Wiesenvögel und ihre Brutplätze absoluten Vorrang hat. Das Ehepaar hält rund 120 Rinder auf der Insel. Björn erkennt die Rasse sofort: Es handelt sich um Deutsches Fleckvieh. Die Rasse ist sehr anpassungsfähig und liefert sowohl Milch als auch Fleisch.

Die Tiere werden täglich auf eine andere Weide gebracht, damit sich die Flächen immer wieder erholen können und nie ganz abgegrast werden. Bei Pytsje und Siebe Klaas werden die Tiere artgerecht gehalten und dürfen auch ihre Hörner behalten. Deswegen ist hier auch der Stall rund, so kann kein Tier von einem anderen in eine Ecke gedrängt und verletzt werden. Das ermöglicht den Tieren ein ruhiges und stressfreies Zusammenleben.

Täglich werden die Kühe gemolken und zweimal die Woche bringen die Bokmas ihren mobilen Milchtank zu einer Käserei aufs Festland. Dazu muss der gewaltige Milchcontainer auf ein Frachtboot gebracht werden, das dann mit einem zweiten Boot auf die andere Kanalseite gezogen wird. Björn kann mit Pytsje fertigen Hooidammer verkosten. Der Koch nimmt ein gutes Stück von dem würzigen Käse mit. Dazu gibt noch etwas Feines fürs Dinner: Rinderrücken.

Franks zweites Ziel ist die Gärtnerei „Ús Hôf“ in Siebrandabuaorren. Hier trifft er Michel Pauluis. Mit seiner Frau Bregjie hat er eine Food-Kooperative ins Leben gerufen. Sie bewirtschaften hier knapp 2 Hektar Land nach den Prinzipien der Permakultur. Der Boden soll nicht durch einseitige und zu intensive Nutzung ausgelaugt werden, sondern er wird im Einklang mit der Natur bewirtschaftet. Das heißt auch: viel Handarbeit.

Michel ist eigentlich Ingenieur für chemische Technologie. Doch irgendwann wollte er nicht nur mit dem Kopf arbeiten, sondern auch mit dem Herzen und den Händen. 2013 beschloss er mit seiner Frau, die gemeinsame Vision einer nachhaltigeren Welt für alle umzusetzen und so starteten sie ihr Garten-Projekt. Mittlerweile versorgen sie 250 Erwachsene für rund 35 Wochen im Jahr mit Obst und Gemüse.

Gemüse, Kräuter und Obst gehen direkt an die Mitglieder der Kooperative. Mit ihrer Mitgliedschaft können diese den „Ús Hôf“ so oft besuchen, wie sie möchten. Sie können ihr eigenes Obst und Gemüse selbst ernten, oder eine gefüllte Gemüsetüte mitnehmen. Auch Frank darf sich seine Tüte füllen – und macht sich dann mit seiner „Beute“ auf den Rückweg zum Bootsanleger in Sneek.

Mit traumhafter Kulisse im Hafen von Sneek machen sich die beiden Spitzenköche dann an die Arbeit ...

Stand: 08.10.2024, 14:51 Uhr