Ein Tablett mit gefüllten Altbier-Gläsern

Prost, NRW! Das Land der Biere

Stand: 10.04.2019, 14:18 Uhr

Ob man bei uns Pils, Kölsch, Alt oder Export trinkt, ist oft ein Bekenntnis - zur Region, zur Stadt oder sogar zum Verein. Die Liebe zum eigenen Bier ist tief verwurzelt in der langen Geschichte des Braulandes Nordrhein-Westfalen. Wir reisen durch Kneipen, Biergärten und Brauereien auf der Suche nach Traditionen und neuen Trends.

Besucher einer Kneipe sitzen am Tischen und stoßen mit Kölsch an

Kölsch oder Alt: Im Rheinland muss man sich entscheiden.

Nordrhein-Westfalen ist das Bundesland mit den meisten Biersorten. Im Sauerland muss man sich schon früh für Veltins oder Warsteiner entscheiden, im Rheinland zwischen Kölsch und Alt. Bier schafft Verbundenheit und Identität, ist aber auch ein Mittel zur Abgrenzung. Wir machen in Kölner und Düsseldorfer Brauhäusern den Test, wie der Köbes auf das Bier des 'Gegners' reagiert.

Von NRW in die ganze Welt

Ein Kölner Brauhaus mit Gästen und Köbes

Pils, Kölsch, Alt oder Export: Die Liebe zum eigenen Bier ist tief verwurzelt im Brauland NRW.

2018 gab es in NRW mehr als 150 Brauereien - ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, mit langer Tradition. Das Recht, Bier zu brauen brachte der Stadt Dortmund schon im späten Mittelalter sichere Einkünfte und Wohlstand. Und heute weltweit bekannte Marken wie Veltins, Diebels oder Krombacher gibt es schon seit dem 19. Jahrhundert.

Wie Export fast aus Dortmund verschwand

Viele Biermarken und Produktionsstandorte spiegeln die Wirtschaftsgeschichte des Landes: Dortmund entwickelte sich in der Nachkriegszeit zur wichtigsten Bierstadt Europas. Als die Zechen schlossen, ging der Konsum des traditionellen Export-Bieres zurück. Der Siegeszug des Pils aus dem Sauerland begann. Brauereien mussten schließen oder wurden übernommen. Heute braut die Dortmunder Actien-Brauerei fast alle Biersorten in Dortmund und gehört zur Oetker-Gruppe.

Alte Biersorten neu belebt

Aber die alten Marken sind nicht vergessen. Ein Nostalgiker kaufte sich die Lizenz der 1972 pleite gegangenen "Bergmann"-Brauerei. In "Prost, NRW!" erzählt der Mikrobiologe, wie ihm das Comeback der alten Marke gelungen ist. Und ein ehemaliger "Bergmann"-Mitarbeiter steigt in die verrotteten Katakomben der einstigen Brauerei. Es ist fast wie der Tauchgang zur Titanic. Die neue Brauerei entstand am Dortmunder Phoenix-See.

Der neue Trend: Craft Beer

Das Problem der Brauer ist der sinkende Pro-Kopf-Verbrauch. Neue Sorten, Mix-Getränke und Werbestrategien sollen den Absatz steigern. Im Trend liegt das Craft Beer. Gemeint sind in kleinen Mengen und unabhängig von den großen Konzernen gebraute Biere mit eigenem Charakter. Sie werden überwiegend von Jüngeren konsumiert, die der großen Marken überdrüssig und experimentierfreudig sind.

"Pink-Panther" und "Chardonnay-Hopfen"

Innenansicht einer leeren Kneipe mit Braukessel im HIntergrund

Tagsüber brauen, abends die Gäste am Tisch: Die kleinste Brauerei Kölns macht alles in einem Raum.

Vier junger Männer in Voerde am Niederrhein begannen in der Garage ihr eigenes Bier zu brauen. Das "Brauprojekt 777" ist mittlerweile schon zu einer kleinen Brauerei geworden. Die kleinste Brauerei Kölns trat bereits 2001 mit einem eigenen Reinheitsgebot an: Ins Bier darf alles, was schmeckt und dem Menschen gut tut. Zum Beispiel Hibiskusblüten im "Pink-Panther".

Verkauf und Verköstigung von Bier in Flaschen an einem Tresen

Das "Brauprojekt 777": Einmal im Monat ist in Spellen die Bar in der Garage geöffnet. Jeder kann die verschiedenen Biersorten testen.

Auch mittelständische Betriebe produzieren inzwischen neue Geschmacksrichtungen, indem sie unterschiedliche Hopfen verwenden. Die von drei Frauen geführte Strate-Brauerei in Detmold bekam für ihr Detmolder Chardonnay-Hopfen jetzt einen World Beer Award.

Ein Film von Constanze Klaue und Lothar Schröder
Redaktion: Christiane Mausbach und Adrian Lehnigk