- Sendehinweis: Heimatflimmern | 15. November 2019, 20.15 - 21.00 Uhr | WDR
Die Zeit der Industrialisierung stellte die Stadt Essen auf den Kopf, veränderte ihr Aussehen und machte sie zu dem, was sie heute ist: eine von Stahl und Kohle gezeichnete Arbeiterstadt mit sehr unterschiedlich geprägten Stadtteilen.
Stahl und Kohle sorgten Ende des 19. Jahrhunderts an der Ruhr für Arbeitsplätze und einen massiven Aufschwung. Das Versprechen von Wohlstand lag in der Luft. Doch nicht alle profitierten vom Aufschwung gleichermaßen.
Die Familiendynastie Krupp: Ihre Unternehmungen prägten maßgeblich das Bild der Stadt Essen. Wie auch ihr Domizil, die Villa Hügel nahe des Baldeneysees.
Ein Riss ging durch die Stadt: auf der einen Seite die wohlhabende Industrieelite, auf der anderen Seite die Arbeiterfamilien und die Härten des Arbeiteralltags. Aber wie genau sah der Alltag für die Menschen in Essen aus? "Die Arbeitermetropole an der Ruhr" zeigt, wie die täglichen Herausforderungen der Essener am Ende des 19. Jahrhunderts die Stadt und die Menschen bis heute nachhaltig verändert haben.
Armut: In Arbeiterwohnungen lebten die Menschen oft auf engstem Raum zusammen.
Am Beispiel des jungen Bergarbeiters Oskar zeigt der Film, wie Arbeiterfamilien Ende des 19. Jahrhunderts in Bergarbeitersiedlungen lebten. Die heute oft begehrten Zechenhäuschen wurden damals von vielköpfigen Familien bewohnt. Sogenannte "Kostgänger" ermöglichten einen kleinen Zuverdienst. Man lebte auf engstem Raum, mit eingeschränktem Privatleben. Statt Teilhabe am Wohlstand kamen die Familien mit dem Verdienst ihrer Männer geradeso über die Runden.
Ein Hauch von Luxus: Das Kindermädchen Ida arbeitet in einer noblen Essener Villa.
Im Film lernen wir auch die andere Seite kennen: Ida hat eine Anstellung als Kindermädchen, wohnt bei den Herrschaften recht nobel, beheizt und sauber. Und kommt so auch in den Genuss von einem Hauch Luxus.
Es war dann vor allem die Elektrifizierung, die den Alltag der Menschen Ende des 19. Jahrhunderts veränderte und vielen neue Hoffnungen bot. Die neuen Straßenbahnen brauchten junge Fahrer, die sich vor der neuen Technik nicht scheuten - Männer wie Oskar. Und eine neue Erfindung namens "Telefon", die auf am Apparat gut verständliche "Mädchen vom Amt" angewiesen war, bot auch Frauen wie Ida neue Arbeitsplätze und Entwicklungschancen.
In eindrucksvollen Bildern zeigt die Dokumentation, dass die Spuren dieses Wandels sich heute noch entdecken lassen, und auch heute noch in unserem Alltag fest verankert sind: Etwa die Büdchen, die in Essen wie auch im ganzen Land zum festen Treffpunkt für alle Generationen geworden sind. Oder die Straßenbahn, die als schnelles Verkehrsmittel mit eigenen Trassen in weiten Teilen Essens das Stadtbild prägt.
Ein Film von Daniela Eberl
Redaktion: Thomas Kamp und Christiane Hinz