Blick auf eine Landschaft mit Feldern und einer Allee, im Hintergrund heranziehende Regenwolken

Das Jahrhundertgewitter – Als Ela an Pfingsten durchs Land fegte

Stand: 29.04.2021, 13:39 Uhr

Pfingstmontag, 9. Juni 2014: Ein Tag, wie er gegensätzlicher kaum sein konnte. Zunächst freuten sich die Menschen in Nordrhein-Westfalen über einen sonnigen Tag bei mehr als 30 Grad. Der Deutsche Wetterdienst hatte allerdings am Vortag vor dem Sturmtief Ela gewarnt, einem schwerem Gewitter mit Orkanböen und Hagel. Doch wer wollte das glauben bei diesen hochsommerlichen Bedingungen?

Menschen vor eine Veranstaltungsbühne bei schönem Wetter

Eitel Sonnenschein: Am Nachmittag feierten die Menschen beim Kölner Birlikte-Konzert bei über 30 Grad.

In Köln kamen 50.000 Menschen zum Birlikte-Festival, dem zehnjährigen Gedenken an den Anschlag in der Keupstraße. Doch unvermittelt musste das Programm nach einer Sturmwarnung abgebrochen werden.

Eine verlassene Veranstaltungsbühne im Freien, sehr dunkel

Wie weggefegt: die Bühne beim Birlikte-Konzert Minuten nach dem Sturm.

Wolfgang Niedecken war gerade auf der Bühne. Er und Moderatorin Sandra Maischberger erzählen, wie sie diesen Tag erlebten.

Aus heiterem Himmel

Während sich die Menschen überall in Sicherheit brachten, fuhr Torben Hirsch mit anderen "Unwetterjägern" der schwarzen Wand entgegen. Von Euskirchen bis Lüttich und zurück ins Ruhrgebiet, immer auf der Suche nach spektakulären Bildern.

Ein Mann im Vordergrund, im Hintergrund eine dunkle Gewitterfront

Ela kommt: "Stormchaser" Torben Hirsch erwartet das Unwetter.

Es war das mächtigste Gewitter seit Jahren. 80.000 Blitze in nur einer Nacht und Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 144 Stundenkilometern. Verwüstungen im Rheinland und im Ruhrgebiet. Wassermassen überschwemmten Straßen und überfluteten Keller. Der Sturm deckte Dächer ab und entwurzelte tausende Bäume.

Blick auf die Düsseldorfer Tonhalle, im Vordergrund zerstörte Bäume

Kleinholz: Im Düsseldorfer Hofgarten wurden rund 370 alte Bäume durch den Sturm Ela zerstört.

Auch bei einem Open-Air-Konzert in Essen und einer Schützenkirmes in Neuss sah es zunächst nach bestem Sommervergnügen aus. Doch im letzten Moment wurden die Veranstaltungen abgebrochen. Im Großraum Düsseldorf waren viele Stellen wie flachgemäht. Diese Region war am stärksten betroffen, hier starben drei Menschen. Insgesamt gab es sechs Todesopfer in Nordrhein-Westfalen.

Zusammenhalt im Land

Ein Mann sitzt telefonierend in der Leitzentrale der Düsseldorfer Feuerwehr, im Hintergrund Monitore

Tobias Schülpen: Er saß damals in der Leitstelle der Düsseldorfer Feuerwehr und erhielt tausende Notrufe.

Die Feuerwehr war mit allen Kräften im Dauereinsatz. Und man half sich untereinander: So kam die Feuerwehr Köln in der Nacht mit einem Zug nach Düsseldorf. Not schweißte zusammen.

In Essen versammelten sich in den Tagen nach dem Unwetter viele Bürger in der Gruppe "Essen packt an" und halfen sich gegenseitig. Die Bundeswehr kam mit Panzern und starkem Gerät, um die Straßen von umgestürzten Bäumen zu befreien.

Panzerwagen der Bundeswehr fahren auf einer Landstrasse

Eine starke Truppe: Auch die Bundeswehr half bei Aufräumarbeiten.

Und in Düsseldorf wollten vier naturverbundene Studenten, dass die teilweise mehr als hundert Jahre alten Bäume des Hofgartens nicht zu Brennholz wurden. Aus der Idee, für  Freunde ein paar Frühstücksbrettchen zu sägen, wurde eine große Aktion. Schließlich kamen 17.000 Bestellungen von Baumliebhabern zusammen.

Die Dokumentation von Lothar Schröder zeichnet einen Tag nach, wie es ihn vielleicht nur einmal in hundert Jahren gibt. Augenzeugenberichte und zahlreiche Handyvideos zeigen ein authentisches Bild der Sturmnacht. Reißende Wasserfälle in U-Bahnschächten, fliegende Mülltonnen oder fallende Bäume. Ela war eines der heftigsten Unwetter: ein Gewitter zusammen mit einem Orkan, Starkregen und Hagel machten dem Land und den Menschen das Leben schwer.

Ein Film von Lothar Schröder
Redaktion: Adrian Lehnigk