Buchtipps vom 09.07.2020

Buchtipp: "Die Bagage"

Stand: 08.07.2020, 22:36 Uhr

Titel: Die Bagage
Autor: Monika Helfer
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
ISBN-10: 3446265627
ISBN-13:  978-3446265622

Die Autorin

Die Autorin wurde 1947 im Bregenzerwald geboren. Dort, wo auch ihr neuer Roman spielt. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht. Vor drei Jahren war sie mit ihrem Roman „Schau mich an, wenn ich mit Dir rede“ für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Die Handlung

Die Geschichte spielt zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Maria und Josef Moosbrugger leben am Ende eines finsteren Tales im Bregenzerwald in Österreich. Sie haben fast nichts. Zwei Kühe, eine Ziege. Da ist alles knapp, wenn man fünf Kinder großziehen soll. Maria ist eine wunderschöne Frau, viel schöner als alle anderen im Dorf. Alle Männer sind scharf auf sie, aber andere interessieren sie nicht, sie hat ihren Josef, einen gutaussehenden Mann. Der mit dem Bürgermeister krumme Geschäfte macht, welche, weiß man nicht. Der Bürgermeister ist für Josef eine Art Freund. Als der erste Weltkrieg beginnt, Josef an die Front muss, bittet er den Bürgermeister, auf seine schöne Frau aufzupassen. Womit er den Bock zum Gärtner macht . Als Josef aus dem Krieg zurückkommt, ist ein neues Kind da. Die Margarete. Josef war zwar während des Krieges auf Heimaturlaub, das Kind kann aber nicht von ihm sein. Glaubt er, auch weil der Bürgermeister alles tut, um ihn in diesem Glauben zu bestärken. Zeit seines Lebens wird der Vater dieses Kind wie Luft behandeln, für ihn existiert es nicht, er schaut die Grete nicht an, spricht nie auch nur ein Wort mit ihr. Genauso ist diese Geschichte passiert, die kleine Grete ist die Mutter der Autorin.

Die Bewertung

Monika Helfer erzählt in diesem großartigen Roman ihre eigene Familiengeschichte. Beschreibt das Gepäck, den Ballast, die Bagage, die jeder von uns an und mit seiner Familiengeschichte zu tragen hat. Wie verändert, wie beschädigt es ein Leben, wenn der Vater zeitlebens nicht mit einem spricht, einen nicht anschaut. Was gibt man an die nächste Generation weiter? Wie viele Lügen und Legenden kann eine Familie aushalten? Wie Monika Helfer das erzählt, ist einfach großartig. Sie braucht nicht viele Worte, knapp, schnörkellos beschreibt sie, was passiert. Gerade dadurch entfaltet diese Geschichte ihre ganze emotionale Wucht. Was sie angetrieben hat, wird die Autorin in einem Interview gefragt, Familienromane zu schreiben. Die Sehnsucht nach einer intakten Familie, hat sie geantwortet, eine Familie, die sie so nie hatte. 159 Seiten intensiv, dramatisch, vollgepackt mit Erinnerungen an die Lebenden und die Toten. Als würde man selbst in seine Kindheit zurückkehren, und sie wieder spüren, die vermutlich nie zu stillende Sehnsucht nach einer harmonischen Familie.