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Zeche Zollverein

Giganten im Revier

Stand: 10.04.2018, 09:08 Uhr

Das Ruhrgebiet leuchtet. Seine Wahrzeichen erhellen die Nacht und prägen das neue Gesicht des alten Reviers. Sie stehen für den Geist einer Region, die sich immer wieder neu erfinden musste: Die wuchtige Zeche Zollverein in Essen – früher malochten hier fast 7000 Menschen, heute ist sie kulturelles Zentrum von Weltruf. Das Dortmunder U - einst ein revolutionärer Brau-Turm, heute tanzt hier das junge Ruhrgebiet. Und der Landschaftspark Duisburg-Nord, wo zwischen den alten Hochöfen Alpinisten klettern und sich die Natur den Raum zurückerobert.

Zeche Zollverein – ein architektonisches Meisterwerk

Zeche Zollverein

Weltkulturerbe Zeche Zollverein: Die ehemals größte Zeche Deutschlands ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet.

Ein technisches und architektonisches Wunderwerk, eine Kathedrale der Industriekultur oder einfach die "schönste Zeche der Welt". All das ist Zollverein. Die UNESCO erklärte im Jahr 2001 das gesamte 14 Quadratkilometer große Areal im Norden von Essen – die Zeche zusammen mit der riesigen Kokerei -  zum "Welterbe der Menschheit". Seither ist Zollverein zum Wahrzeichen des neuen Ruhrgebiets geworden. Sie war der Ankerpunkt im Kulturhauptstadtjahr Ruhr.2010. Bis heute kommen jedes Jahr 1,5 Millionen Menschen aus aller Welt und nutzen Zollverein als spektakulären Freizeitort.

Die Förderung der Zeche Zollverein erreichte um den Ersten Weltkrieg rund 2,5 Millionen Tonnen.

Längst Geschichte: Die Förderung der Zeche Zollverein erreichte um den Ersten Weltkrieg rund 2,5 Millionen Tonnen.

"Giganten im Revier" geht auf Entdeckungsreise bis in die Pionierzeit von Zollverein und erzählt, wie revolutionär der Bau der heutigen Gebäude in den Zwanziger Jahren war.

Das Dortmunder U – Brauturm und erstes Hochhaus

Wer nach Dortmund kommt, dem fällt schnell ein besonderes Gebäude auf: Direkt am Hauptbahnhof steht ein markanter Turm. Mit einem vergoldeten U auf dem Dach überragt er die Stadt und sendet "fliegende Bilder" – Lichtinstallationen. Heute feiert hier das junge Ruhrgebiet hoch über Dortmund. Aber 67 Jahre lang wurde hier Bier gebraut.

Dortmunder U

Gigantisch: Der U-Turm ist zu einem Leuchtturm für das Ruhrgebiet geworden.

Auch das Dortmunder U entstand in den Zwanziger Jahren – und war damals in zweierlei Hinsicht sensationell: Es war nicht nur das erste Hochhaus der Stadt, sondern auch ein gigantischer Brau-Turm: Der Brauprozess floss einfach mit der Schwerkraft von oben nach unten. Die Union-Brauerei, die damals zu den größten Brauereien in der Bierstadt Dortmund gehörte, wollte ihren Erfolg mit einem besonderen Gebäude allen zeigen. Und der Architekt krönte seinen Turm mit einer Lichtpyramide. Das war damals das Modernste, was die Baukunst zu bieten hatte.

Das Dortmunder U - Vom Brauturm zur Kreativquelle

Hoch über dem Herzen von Dortmund ragt ein markanter Turm. Vor 90 Jahren geplant als revolutionäre Bierbrau-Fabrik ist "das U" bis heute ein Kraftsymbol für das ganze Ruhrgebiet. Dabei hat der Turm größten Gefahren getrotzt – U wie unbezwingbar.

Ende der 1960er Jahre wurde das große U auf das Hochhaus gesetzt. Zunächst aus Pappe, dann folgte der 11 Meter hohe vergoldete Buchstabe.

Der neue Brauturm der Union-Brauerei in der Dortmunder Innenstadt 1930 – hier im Bild noch ohne das namensgebende U.

Angestellte der Union-Brauerei in den 1920er Jahren. 1956 erreichte die Dortmunder Union-Brauerei einen Produktionsrekord und gehörte zu den größten Brauereien Europas.

"Fliegende Bilder": Der U-Turm ist zu einem Leuchtturm für das Ruhrgebiet geworden.

Das Dortmunder U diente als Luftschutzbunker. Auch heute erinnert hier noch vieles an den Krieg.

Bis heute geheim: In den 30er Jahren wurde ein unterirdischer Gang vom U zur Geschäftsstelle gebaut.

Der Turm wehrt sich gegen Nazis mit dem Schriftzug: Schon damals fand der Turm Nazis voll uncool!

Nachts während der Disco ist die Aussichtsplattform ein beliebter Ort für Selfies.

Das neue U - ein voller Erfolg: Der lange heruntergekommene Stadtteil rund um das alte Brauereigelände heißt heute Union-Viertel und ist zum hippen Vorzeige-Stadtteil geworden.

Heute ist das U, nach der Neugestaltung durch den Dortmunder Architekten Eckhard Gerber, zu einer Kultureinrichtung mit einem besonders jungen Besucherschnitt geworden. Eine besondere Kraft scheint im Turm zu wirken.

Preisgekrönt: Der Landschaftspark Duisburg-Nord

Wo früher die Schornsteine der Hochöfen dampften, präsentiert sich heute ein drittes gigantisches Aushängeschild für den Strukturwandel im Ruhrgebiet: der Landschaftspark Duisburg-Nord.

Rundklärbecken mit Wasserspiegelung von Industriebauten

Das Rundklärbecken war zu Industriezeiten mit Arsenschlamm verseucht: Heute ist es gereinigt und dient einerseits als Wasser-Reservebecken.

Auf dem 230 Hektar großen Gelände des ehemaligen Hüttenwerks Meiderich klettern Alpinisten auf 70 Meter hohe Stahlrohre, seltene Tier- und Pflanzenarten bevölkern die Gartenanlagen, und Besucher genießen hoch oben auf Hochofen 5 den Ausblick übers Revier.

Die Dokumentation erzählt, wie engagierte Bürger den Abriss der Industrieanlagen in den 80er Jahren verhinderten und so den Weg frei machten für die Vision des Landschaftsarchitekten Peter Latz. Aus einem Riesenhaufen nutzlos gewordenem Stahl plante er einen Volkspark für Millionen Menschen. Viele hielten ihn für verrückt, heute ist das unmöglich Erscheinende gelungen: ein mehrfach preisgekrönter Landschaftspark.

Ein Film von Marika Liebsch
Redaktion: Christiane Mausbach