Päpste, Prinzen und Politiker trinken aus ihren Tassen und essen von ihren Tellern. Aber den Erfolg verdanken sie vor allem feinem Geschirr zu günstigen Preisen. Villeroy & Boch hat damit die Tischkultur revolutioniert.
Sie prägen den Alltag in unseren Küchen und Esszimmern. Fliesen und Mosaike schmücken Bäder und finden sich weltweit: Im Kölner Dom, im Holland Tunnel in New York oder im Moskauer Bolschoi Theater. Villeroy & Boch ist heute eine Weltmarke und produziert jährlich fast 25 Millionen Artikel. In Vorstand und Aufsichtsrat sitzen immer noch Familienmitglieder.
Anfänge im 18. Jahrhundert
1748 begann die Geschichte einer deutschen und einer französischen Familie. Eine geschickte Fusion und nicht zuletzt eine Liebesheirat sind der Grundstein einer erfolgreichen Dynastie. Ihr Erfolgsrezept: Die Villeroys und die Bochs haben immer zusammengehalten und sogar drei große Kriege überstanden, in denen sich Deutsche und Franzosen erbittert bekämpft haben. Treue ist dabei das entscheidende, glaubt Nicolas Luc Villeroy: „Und zwar Treue zur Heimat einerseits und Treue zur Familie andererseits“.
Die Alte Abtei in Mettlach, Firmensitz seit mehr als 200 Jahren.
Schwere Niederlagen
Dennoch haben Rückschläge den Konzern fast ruiniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Werke im Osten verloren und das Saarland stand zunächst unter französischer Verwaltung. Später musste sich der Konzern in Wirtschaftskrisen behaupten und gegen die Billiganbieter aus China wehren. Doch die Villeroys und die Bochs konnte das nicht auseinander bringen.
250 Jahre Familientradition
Von der Familienbande lebt der Konzern immer noch, auch wenn der Boss mittlerweile ein Externer ist. „Das ist eben eine sehr kreative Familie und auch eine leidenschaftliche Familie“, freut sich der Vorstandsvorsitzende Frank Göring. „Es wird eher über das Dekor irgendeiner Serie noch mal intensiver diskutiert, als über die Höhe der Dividende.“ In New York gibt ein Vertreter der neunten Generation, Constantin von Boch, Einblick in die Herausforderung der Globalisierung und erklärt, was sich hinter „Crowdsourcing-Design“ verbirgt.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Wendelin von Boch ist seit 1967 im Unternehmen tätig.
In ihrer Dokumentation zeigt Caroline Haertel wie François Boch, Nicolas Villeroy und ihre Nachfahren aus zwei kleinen Töpfereien ein weltweit agierendes Unternehmen geschaffen haben. Neben dem Leiter der Tischkultur, Nicolas Luc Villeroy, erzählen der langjährige Vorstands- und heutige Aufsichtsratsvorsitzende Wendelin von Boch und Ehrenaufsichtsratsmitglied Luitwin Gisbert von Boch von großen Erfolgen und Erfindungen, dem Gang an die Börse und überraschenden Marketingstrategien wie der umstrittenen Kampagne mit Helmut Newton.
Ein Film von Caroline Haertel | Redaktion: Adrian Lehnigk