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Zahlreiche Fahrzeuge auf der A 40, rechts oben ein Hinweisschild mit Städtenamen und A 40

Die A40 - Lebensader im Revier

Stand: 03.07.2020, 08:57 Uhr

Sie wird geliebt und sie wird gehasst - doch jenseits der starken Gefühle wird sie ganz einfach nur gebraucht: die Autobahn A40, eine Extreme im Westen. Eine der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands - mit abschnittsweise mehr als 100.000 Fahrzeugen pro Tag. Als wichtigste Ost-West-Verbindung und Lebensader im größten Ballungsraum des Landes gilt sie ohnehin.

Eine Kuh und ein Polizeiwagen auf der Autobahn

Ein echtes Rindvieh auf der A 40: Die Kuh war vom Schlachthof in Bochum geflohen und wurde schließlich erschossen.

Doch wer die A40 befährt, braucht gute Nerven. Denn nur selten wird der Ruhrschnellweg seinem Namen auch gerecht. In Wahrheit geht es zwischen Duisburg und Dortmund oft nervtötend langsam zu. Kilometerlange Staus machen die A40 zum Ruhrschleichweg. Viele haben sich mit dem Ärger arrangiert. Oder wie es im Film heißt: "Das ist wie mit einem kleinen Kind - das nervt auch manchmal, aber dann hat man es auch schnell wieder gern."

Leben an der Autobahn

Es kommen Menschen zu Wort, die an der Autobahn leben, arbeiten - und sich wohlfühlen: Jäger Werner Zalisz hat seinen Hochsitz in Bochum unmittelbar neben der Leitplanke. Familie Schneider aus Mülheim wohnt schon in dritter Generation mit einem Ohr direkt am Straßenlärm - übrigens bewusst ohne Schallschutzwand. Und Pfarrer Rolf Zwick erzählt die Geschichte seines Jugendzentrums in Essen, das der Autobahn beim Neubau eine zusätzliche Kurve abgetrotzt hat.

Jahrzehntelange Hassliebe

Straßenbauingenieurin Annegret Schaber erinnert sich, wie sie dem Ruhrschnellweg mal eine dreimonatige Vollsperrung verordnete - und von allen für verrückt erklärt wurde. Kabarettist Frank Goosen aus Bochum erklärt sein Motto "A40 - woanders ist auch scheiße", und der ehemalige Verkehrsminister Bodo Hombach aus Mülheim offenbart, dass ihn ein Stau auf der A40 einst zu spät zur eigenen Vereidigung beim Ministerpräsidenten hat kommen lassen. Gemeinsam zeichnen sie das Bild einer jahrzehntelangen Hassliebe zu der Autobahn, die das Ruhrgebiet auf so markante Weise zerschneidet - und verbindet. Die als Verkehrsweg ein Spiegelbild der Höhen und Tiefen im Revier ist.

Straßenfest auf der A 40

Feiern auf der A40: Für das "Still-Leben Ruhrschnellweg" wurden einen Tag lang 60 Kilometer Autobahn gesperrt.

Stillleben Autobahn

Ihren spektakulärsten Auftritt hatte die A40 ironischerweise an einem Tag, an dem überhaupt gar keine Autos auf ihr fuhren - im Kulturhauptstadt-Jahr 2010. Drei Millionen Fußgänger und Radfahrer bemächtigten sich damals der abgesperrten Strecke, was – natürlich - gleich einen weiteren Stau hervorbrachte, und das Stillleben auch deshalb unvergessen machte.

Ein Film von Clemens Gersch und Michael Wieseler
Redaktion: Barbara Schmitz