Wenn im Zoo der Löwe los ist - wann wird geschossen?

Stand: 29.09.2016, 15:00 Uhr

Im Leipziger Zoo endete am Donnerstag (29.09.2016) ein Ausbruch von zwei Löwen für eines der Tiere tödlich. Wir erklären, warum und welche Tiere ausbrechen, wie Notfallpläne in NRW-Zoos funktionieren und ab wann mit tödlicher Munition geschossen wird.

Von Matthias Goergens

Woran liegt es, dass immer mal wieder Tiere ausbrechen?

Die beiden jungen Löwen in Leipzig waren am Donnerstagmorgen (29.09.2016) aus ihrem Freigehege entkommen. Sie überwanden den Wassergraben, obwohl Löwen als wasserscheu gelten. In der Regel sind die meisten Ausbrüche auf menschliche Fehler zurückzuführen, sagen die Experten. So wie im Juli in Baruth, südlich von Berlin: Zwei Löwen entkamen aus ihrem Gehege durch eine Tür, die nicht offen stehen durfte. Es ging glimpflich aus, sie wurden von einem Außenzaun gestoppt und später betäubt und zurückgebracht. Aber auch Materialmängel sind denkbar, durch die ein Schloss aufbricht. Oder ein technischer Defekt, der aus einem Strom-Zaun ein harmloses Hindernis macht.

Was passiert, wenn der Ausbruch bemerkt wird?

Anfang September (08.09.2016) war im Wuppertaler Zoo ein Schneeleopard entkommen. Ein Zoomitarbeiter hatte über Funk Alarm geschlagen und den Notfallplan ausgelöst. Die rund 1.000 Besucher wurden in die Tierhäuser gebeten und die Eingänge gesperrt. Ähnlich funktionieren Pläne in anderen Zoos, damit die Verantwortlichen von Direktoren bis hin zur Polizei schnell informiert sind und entscheiden können. "Zudem haben wir geschultes Personal, das unter anderem mit Narkose- und scharfen Waffen umgehen kann und auch den Zugang zu diesen Waffen hat", sagt Direktor Thomas Wilms vom Allwetterzoo Münster.

Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder forderte nach dem Ausbruch in Leipzig, dass der Zoo seine Sicherheitsvorkehrungen auf den Prüfstand stellt: "Die jeweiligen Einrichtungen müssen die notwendigen Vorkehrungen treffen, um jegliche Verletzungs- und Ausbruchsgefahr auszuschließen - zum Schutz der Tiere und der Besucher."

Welche Tiere brechen am liebsten aus?

Es hängt davon ab, wie mutig oder ängstlich eine Tierart ist. Katzen, also auch Löwen zum Beispiel, sind eigentlich eher vorsichtig in ungewohnter Umgebung. In Leipzig seien beide Tiere nach dem Ausbruch sehr verängstigt gewesen und hätten sich in ein Gebüsch auf dem Zoo-Gelände zurückgezogen, hieß es.

Affen und Bären probieren dagegen gerne aus, bearbeiten Schrauben und Zäune hartnäckig, bis sie nachgeben. "Die Gehege müssen deshalb noch genauer auf diese Manipulation geprüft werden", sagt Bernd Marcordes, Kurator im Kölner Zoo. Bei Gelegenheit büchsen sie aus. "Das heißt aber nicht, dass sie unbedingt aus dem Zoo weg wollen. Sie sind einfach neugierig." Würde man Futter im Gehege anbieten, kämen sie meist zurück. Wenn gefährliche Tiere ausbrechen, ist für diese Taktik indes keine Zeit.

Wer entscheidet, ob getötet oder betäubt wird?

In Münster ist immer ein Verantwortlicher im Allwetterzoo, der solche Entscheidungen trifft, sagt Zoodirektor Thomas Wilms: "In der Regel wird ein Tier betäubt. Nur wenn Menschenleben unmittelbar gefährdet sind, kommt es zum tödlichen Schuss." Denn eine Betäubung birgt oft ein Restrisiko, wirkt vielleicht mit Verzögerung. Die Polizei entscheidet darüber mit: Nachdem im Jahr 2012 in Köln ein Tiger eine Pflegerin getötet hatte, erschoss Zoodirektor Theo Pagel das Tier auf Anweisung der Einsatzleitung mit einem Großkalibergewehr.

Im August 2015 musste ein Orang-Utan im Duisburger Zoo sterben, weil er bereits über den Außenzaun kletterte. Dem Zoo zufolge war es da schon zu spät, um den Affen noch zu betäuben. In Leipzig musste jetzt ebenfalls scharf geschossen werden. Nach einer ähnlichen Abwägung, sagt Zoodirektor Jörg Junhold: "Das war ein sehr trauriger Ausgang, den ich so nicht erhofft habe. Aber in diesem Fall ging die menschliche Sicherheit vor."