Neubau des Bau- und Liegenschaftsbetrieb BLB NRW.

Anklage gegen Ex-BLB-Chef Tiggemann

Staatsanwaltschaft erhebt Anklage im BLB-Skandal

Stand: 03.07.2015, 15:50 Uhr

  • Staatsanwaltschaft Wuppertal hat Anklage gegen Ex-BLB-Chef Tiggemann und zwei weitere Beschuldigte erhoben
  • Laut Tiggemanns Anwalt geht es um fünf Bau-Objekte des BLB
  • Der skandalträchtige Neubau des Landesarchivs Duisburg ist (noch) nicht dabei

Von Rainer Kellers

Rund fünf Jahre lang hat die Staatsanwaltschaft Wuppertal im Korruptions-Skandal rund um den BLB ermittelt. Jetzt gibt es drei erste Anklagen. Darunter ist der frühere BLB-Chef und Hauptverdächtige Ferdinand Tiggemann. Wie sein Anwalt Frank Kloevekorn dem WDR sagte, ist ihm am Donnerstag (02.07.2015) die rund 400 Seiten starke Anklageschrift zugestellt worden. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal wollte sich am Freitag (03.07.2015) nicht zu dem Vorgang äußern - auch nicht dazu, gegen wen noch Anklage erhoben wurde.

Im Gesamtkomplex BLB hat die Anklage-Behörde zuletzt gegen knapp zehn Verdächtige ermittelt, darunter auch der frühere Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland und die Immobilienentwickler Kölbl und Kruse. Die Anwälte von Sauerland und Kölbl/Kruse sagten dem WDR, dass gegen ihre Mandanten derzeit keine Anklage erhoben worden sei.

Schwarze Kassen, Korruption, Bestechlichkeit

Beim BLB-Skandal geht es um eine Reihe verdächtiger Immobiliengeschäfte, um stark ansteigende Baukosten, schwarze Kassen und Korruption. Bei Grundstückskäufen und Bauprojekten sollen NRW Schäden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden sein. Das hatte der Landesrechnungshof festgestellt. Der bekannteste Fall ist der Neubau des Landesarchivs im Duisburger Innenhafen. Dort explodierten die Baukosten von 52 auf 200 Millionen Euro. Grund dafür waren unter anderem Fehlplanungen, aber auch ein undurchschaubares Grundstücksgeschäft. Auffälligkeiten gab es auch beim Neubau der Fachhochschule in Köln, dem Kölner Polizeipräsidium und dem Kauf des Vodafone-Hochhauses in Düsseldorf. Die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft Wuppertal ermittelt in mehr als zwei Dutzend Fällen. Im NRW-Landtag durchleuchtet zudem ein Untersuchungsausschuss mehrere verdächtige BLB-Bauobjekte.

Es geht vorerst nicht um das Landesarchiv

Archiv: Ferdinand Tiggemann

Ferdinand Tiggemann, bis 2010 BLB-Chef

Fast bei jedem dieser Fälle steht der frühere BLB-Chef Tiggemann im Fokus. Gegen den 65-Jährigen hatte die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue und Bestechlichkeit ermittelt. Ob diese beiden Vorwürfe in der Anklage stehen, dazu wollte sich Tiggemanns Anwalt nicht äußern. In der Anklage gehe es um fünf Objekte des BLB, verriet Kloevekorn dem WDR. Welche das sind, sagte er aber nicht, nur so viel: Es soll nicht um das Duisburger Landesarchiv gehen. Bei den fünf Objekten handele es sich um Fälle, bei denen eine mögliche Straftat bald zehn Jahre zurückliegt - bei denen also die Verjährung droht. Beim Landesarchiv ist das noch nicht der Fall. Das heißt: Es könnte irgendwann noch eine Anklage in dieser Sache geben.

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