Ausgebrannter Dachstuhl in Solingen

Tag des Gedenkens

Trauer in Solingen

Stand: 29.05.2013, 17:00 Uhr

Solingen erinnert am Mittwoch (29.05.2013) mit einer Reihe von Veranstaltungen an die Opfer des verheerenden Brandanschlags vor 20 Jahren. Mit dabei sind auch die Opferfamilie Genç und Vertreter der türkischen Regierung.

Von Christian Wolf

Auf den Tag genau 20 Jahre ist es her, dass Rechtsradikale einen Brandanschlag auf das Haus einer türkischen Großfamilie in Solingen verübten. Die traurige Bilanz: fünf tote Frauen und Mädchen. Solingen war der Höhepunkt einer Reihe rechtsextremistischer Anschläge in den 1990er Jahren. Zum 20. Jahrestag wird an diesem Mittwoch (29.05.2013) mit zahlreichen Veranstaltungen in der Stadt der Opfer gedacht.

Der gesamte Tag steht unter dem Motto "Solingen.Tolerant.Vielfältig". Den Auftakt machte um 13 Uhr die Jugend der Stadt. In einem Sternmarsch zogen Schüler durch Solingen und kamen danach zu einer gemeinsamen Kundgebung zusammen. Für die Veranstaltung wurden die Schüler ab mittags vom Unterricht befreit. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich rund 600 Schüler an dem Sternmarsch.

Zentrale Gedenkveranstaltung mit Opferfamilie

Die offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt begann am Nachmittag im Solinger Konzerthaus. Zu den Gästen zählte auch die Familie Genç - alle fünf Opfer stammen aus dieser Familie. Trotz des Anschlags sind sie in Solingen geblieben. In der aufgewühlten Stimmung nach dem Brandanschlag, als wütende türkische Jugendliche durch die Stadt zogen, meldete sich damals das weibliche Oberhaupt der Familie zu Wort. "Lasst uns Freunde sein", sagte Mevlüde Genç. Seitdem tritt sie immer wieder für Verständigung und Dialog ein. Im Gespräch mit WDR.de rief sie am Mittwoch zu einem friedlichen Miteinander auf: "Wir müssen zusammen leben wie Geschwister. Wir sind alle Menschen, die von einem Gott erschaffen wurden."

Auch aus den Reihen der Politik hatten sich zahlreiche Gäste angekündigt. Aus der Türkei reiste der stellvertretende Ministerpräsident Bekir Bozdag an. Nordrhein-Westfalen wurde durch die stellvertretende Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne) vertreten, die in Solingen lebt. Für die Bundesregierung kam deren Integrationsbeauftragte, Staatsministerin Maria Böhmer. Die CDU-Politikerin bezeichnete den Anschlag als "feiges und hinterhältiges Verbrechen". Von der Politik und der gesamten Gesellschaft forderte sie, sich Tag für Tag für "ein von Respekt und Wertschätzung getragenes Miteinander aller Menschen" einzusetzen. "In Deutschland ist kein Platz für Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Hass und Gewalt", erklärte die Integrationsbeauftragte.

Gedenken am Mahnmal

Am frühen Abend versammeln sich die Menschen am Mahnmal für die Opfer des Brandanschlags am Mildred-Scheel-Berufskolleg. Zudem ist eine Gedenkdemonstration und Kundgebung gegen Rassismus und Neofaschismus geplant. Unter dem Motto "Das Problem heißt Faschismus" haben zwei Bündnisse auf den Rathausplatz geladen. Es werden rund 200 Teilnehmer erwartet.

Eine besondere Form der Trauer wählte am 20. Jahrestag des Brandanschlages der Landesintegrationsrat Nordrhein-Westfalen. Dessen Internetseite war den ganzen Tag über durch eine schwarze Trauerseite ersetzt. Die üblichen Inhalte waren nicht abrufbar. Auch die Stiftung Zentrum für Türkeistudien und der Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus der Fachhochschule Düsseldorf beteiligten sich an der Aktion.