Archiv: Das Logo und der Schriftzug des Autobauers Opel am Werk in Bochum

Verhandlungen um Automobilwerk

Opel: Einigung in letzter Minute

Stand: 28.02.2013, 18:30 Uhr

Jetzt also doch: Bis 2016 sollen im Bochumer Werk Autos gebaut werden. Auch danach bliebe eine vierstellige Zahl an Arbeitsplätzen in einem Logistikstandort erhalten, meldet die IG Metall am Donnerstagnachmittag (28.02.2013). Aber: 700 Jobs fallen weg.

Das nahe Ende ist vom Tisch, von 2014 redet erstmal niemand mehr. Opel-Konzern und Bertriebräte haben sich am Donnerstagnachmittag im deutschen Hauptsitz in Rüsselsheim auf ein Konzept für den Standort Bochum verständigt: Bis 2016 sollen hier weiter Autos gebaut werden, so die IG Metall in Rüsselsheim. Danach bliebe eine vierstellige Zahl an Industriearbeitsplätzen erhalten. Gleichzeitig kündigte die Gewerkschaft an, dass 700 Jobs wegfallen würden. Das Werk soll in einen Komponenten- und Logistikstandort umgebaut werden. Darüber hinaus habe man sich geeinigt, dass der Kündigungsschutz bestehenbleibe.

Keine Kündigungen bis 2016

Management und Gewerkschaft waren am Donnerstagmorgen (28.02.2013) zusammengekommen, um über die Zukunft des Autobauers in Deutschland zu verhandeln. Das Bochumer Werk war einer der Standorte, um die es dabei ging. Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug hatte am späten Vormittag mitgeteilt, man habe sich mit dem Mutterkonzern General Motors (GM) darauf geeinigt, dass Opel-Werke nicht geschlossen und Kündigungen bis 2016 nicht ausgesprochen werden sollten. Mit dem Ende der Autoproduktion 2016 werde den zuletzt 3.300 Beschäftigten in Bochum für zwei Jahre der Übergang in eine Transfergesellschaft angeboten.

Betriebsratschef übt scharfe Kritik

Der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel wollte die Ergebnisse gegenüber WDR.de am Nachmittag zunächst weder bestätigen noch dementieren. Details seien weiterhin klärungsbedürftig, vor allem wie viele und welche Autos gebaut würden und wie viele Mitarbeiter genau weiter beschäftigt würden. Am Abend kritisierte Einenkel den Sanierungsplan heftig. Für das Bochumer Werk enthalte die Rahmenvereinbarung nichts außer Absichtserklärungen. Er habe gegen die Vereinbarung gestimmt, "weil alle Punkte für Bochum weiterhin offen sind". Es bestehe die Gefahr, dass 2016 mehr als 2.000 Menschen in Bochum vor einer Kündigung stehen.

Verhandelt wird seit Monaten

Seit dem Sommer 2012 hatten Management, Opel-Betriebsrat und IG-Metall über ein Sparprogramm für den Autobauer verhandelt. Opel fährt seit Jahren massive Verluste ein und wird durch die Auto-Absatzkrise in Europa zusätzlich gebeutelt. Die Konzernmutter, das US-Unternehmen General Motors (GM) will aber spätestens bis Mitte des Jahrzehnts in Europa wieder schwarze Zahlen schreiben. Opel muss also Kosten sparen - und deswegen wird das Werk in Bochum geschlossen. Die Frage war allerdings, wann. Eigentlich war 2016 als Datum gesetzt. Dann ließ die Konzernspitze wissen, auch ein früherer Termin sei denkbar, wenn die Belegschaft nicht auf Einkommenserhöhungen verzichtet. Aufsichtsratschef Steve Girsky setzte ein Ultimatum: Wenn die Gespräche mit den Arbeitnehmern scheiterten und die Parteien sich nicht bis Donnerstag (28.02.2013) einigten, würde die Bochumer Autoproduktion 2014 geschlossen.

"Kriegserklärung"

Betriebsratschef Rainer Einenkel hatte das Ultimatum des Managements als "Kriegserklärung" gewertet. Die Fronten seien verhärtet, die Belegschaft lasse sich aber nicht erpressen. Der Strategie von Girsky habe er eine klare Absage erteilt: "Wir bezahlen nicht noch unsere eigene Beerdigung." Er kündigte an, nun auf die Tariferhöhung zu pochen, die die Mitarbeiter dem Unternehmen für die Sanierung gestundet hatten. Zudem kündigte er für den 3. März eine Kundgebung in Bochum an.