Norbert Röttgen im Gespräch mit Kohlekraftwerksgegnern

Der Bundesumweltminister in Lünen

Herr Röttgen macht k(l)einen Wahlkampf

Stand: 15.03.2012, 19:41 Uhr

Die Minderheitsregierung in Düsseldorf ist am Tag zuvor geplatzt und Bundesumweltminister Norbert Röttgen nun Spitzenkandidat der CDU. Doch beim ersten Auftakt in der Provinz will er keinen Wahlkampf machen – und macht ihn schließlich doch.

Von Markus Rinke

Norbert Röttgen lächelt, er schüttelt Hände, diskutiert freundlich, aber bestimmt. Der Bundesumweltminister steht im Schatten des neuen Kohlekraftwerks in Lünen und spricht mit Kraftwerksgegnern. Er spricht über CO2-Emissionen und die Notwendigkeit des Kraftwerks in Lünen.

In einer Halle auf dem Gelände warten derweil die geladenen Gäste bei Häppchen und einem Glas Bier. Von den Tischen sind häufig die Worte Wahlkampf, Regierung und FDP zu hören, der Wahlkampf ist hier angekommen. Doch der wird erst einmal nach draußen verbannt, als der Minister die Halle betritt.

Umwelt-, aber keine Landespolitik

Norbert Röttgen spricht auf einem Podium vor der Presse

Die Medien suchen den Wahlkämpfer

Rund 40 Minuten spricht der Minister über die Energiewende. Er streift den Ausstieg aus der Atomkraft, die Suche nach einem Endlager für radioaktive Abfälle und einen Abschied von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Gas und Erdöl in den nächsten Jahrzehnten. Bis 2050 sollen 80 Prozent der Energie aus regenerativen Quellen erzeugt werden. Gleichzeitig setzt der Minister auf das Energiesparen. Er verteidigt die Kürzung der Solarförderung, schließlich sei das Energieeinspeisegesetz nur dann gut, wenn es der Markteinführung diene. Also müsse es irgendwann auslaufen, so Röttgen. - Immer noch keine Landespolitik oder gar Wahlkampf.

Als Ministerpräsident gegen Fracking?

Der kommt dann doch noch - ganz zum Schluss. In der kurzen Fragerunde fordert der CDU-Vorsitzende aus Schwerte Norbert Röttgen auf, das Fracking per Gesetz in Wasserschutzgebieten verbieten zu lassen, bevor er Ministerpräsident werde. 'Fracking' ist eine umstrittene Methode Gas zu fördern. An dieser Stelle nimmt Röttgen die Steilvorlage auf: Auch als Ministerpräsident habe er über den Bundesrat Einfluss auf die Gesetzgebung.

"Alberne Rücktrittsforderungen"

Und dann - schneller als ursprünglich geplant - verabschiedet sich der Minister von seinen Gästen. Er bittet um Nachsicht, jetzt sei sein Kalender vollgestopft. Auf dem Weg zum Auto beginnt dann endgültig der Wahlkampf. Journalisten gegenüber geht er kurz auf Forderungen ein, er müsse von seinem Ministeramt zurücktreten als Spitzenkandidat der CDU. "Die Regierungsmitglieder in NRW machen doch auch Wahlkampf. Insofern ist die Forderung albern", sagt Röttgen. Und auf die Frage, ob das der Wahlkampfauftakt war, sagt Röttgen, dass er hier nur über die Chancen der Energiewende gesprochen habe, nicht aber über die, die Rot-Grün in NRW ausgelassen habe. Also doch ein Wahlkampfauftakt. Aber offiziell gibt es den am Freitag, sagt Röttgen.