Norbert Röttgen redet

Kritik an CDU-Kandidat wird lauter

Röttgen laviert weiter

Stand: 19.03.2012, 19:39 Uhr

Norbert Röttgen ist umstellt - von Freund und Gegner. Selbst aus der eigenen Partei mehren sich die Stimmen derer, die vom Bundesumweltminister und NRW-CDU-Chef fordern, sich auch für den Fall einer Wahlniederlage klar zu Düsseldorf zu bekennen. Doch Röttgen scheut die klaren Worte. Noch.

Von Rainer Kellers

Der Wahlkampf fängt nicht gut an für Norbert Röttgen. Er ist der unumstrittene Spitzenkandidat seiner NRW-CDU, doch in der Frage um seine politische Zukunft bietet er dem Gegner eine offene Flanke. Geht er nur nach Düsseldorf, wenn er Ministerpräsident wird, oder nimmt er auch als Oppositionschef Platz im Landtag? Diese Frage hat Röttgen nur unzulänglich beantwortet.

Über eine Niederlage will Röttgen nicht reden

Sein Mantra lautet bisher: "Ich trete nicht an, um Oppositionsführer zu werden, ich trete an, um zu gewinnen." Über eine Niederlage will Röttgen nicht reden. Und auch nicht über mögliche Konsequenzen. Die "Bild"-Zeitung will am Wochenende von Röttgen-Vertrauten erfahren haben, dass er im Falle einer Niederlage definitiv Minister in Berlin bleibe. "Eine Ente", heißt es am Montag (19.03.2012) bei der CDU in Düsseldorf. Und auch die Ankündigung des parlamentarischen Geschäftsführers der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Peter Altmaier, Röttgen werde am Montag nach einer Landesvorstandssitzung für Klarheit sorgen, wies Landesgeneralsekretär Oliver Wittke gegenüber WDR.de zurück. Es bleibe dabei: Nach der Wahl werde man weitersehen.

FDP warnt vor irreparablen Schäden

Die politische Konkurrenz lacht sich derweil ins Fäustchen. Noch-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft wird nicht müde zu betonen, dass sie auf jeden Fall in NRW bleiben wolle. Ihr Parteichef Sigmar Gabriel wirft Röttgen vor, mit seiner Unklarheit ein Versprechen zu brechen, das er als NRW-Landesvorsitzender seiner Partei gegeben habe. Und FDP-Generalsekretär Patrick Döring warnt Röttgen, er müsse achtgeben, durch die Debatte nicht "irreparabel beschädigt zu werden".

Gereizt reagiert am Montag der frühere Fraktionschef Karl-Josef Laumann auf die mehr oder weniger gut gemeinten Äußerungen. "Die CDU verbittet sich Ratschläge von draußen", sagt er. Im gleichen Atemzug nennt er die FDP eine Splitterpartei und die Einlassungen von CSU-Chef Horst Seehofer "dümmlich". Dieser hatte in den vergangenen Tagen mehrfach gefordert, Röttgen solle "ohne Rückfahrkarte" in den Wahlkampf ziehen.

Blüm war der Kandidat auf der Durchreise

Dabei ist Seehofer nicht der einzige namhafte Unionspolitiker, der Röttgen nahelegt, sich eindeutig für NRW zu entscheiden. Nach einem Medienbericht soll auch Kanzlerin Angela Merkel ihrem Minister Ähnliches geraten haben. Der frühere NRW-Finanzminister und heutige Bundesschatzmeister Helmut Linssen erinnert im "Focus" an die gescheiterte Bewerbung von Norbert Blüm im Jahr 1990. Der damalige Bundesarbeitsminister war im Landeswahlkampf gegen Johannes Rau angetreten und als "Kandidat auf der Durchreise" diffamiert worden. Das, so Linssen, solle nicht noch einmal passieren.

Und auch an der wahlkämpfenden Basis herrschen offenbar Verunsicherung und Ummut. Generalsekretär Wittke sah Ende vergangener Woche die Notwendigkeit, in einem Brief an alle 54 CDU-Kreisverbände noch einmal klarzustellen, was Röttgens Position ist. Massenhaft kritische E-Mails, wie Zeitungen berichten, seien bei ihm aber nicht eingegangen, sagt Wittke. Lediglich zwei Kreisgeschäftsführer hätten sich ratsuchend an die Parteispitze gewandt.

CDU: Nachgeben hieße, den Kandidaten zu entmannen

Wittke bestreitet auch, dass es der CDU schadet, wenn sich der Spitzenkandidat nicht klar zu seinen Plänen äußert. "Röttgen ist klar", beteuert Wittke. Und: "Wir beenden die Debatte doch nicht damit, dass wir unseren Kandidaten entmannen." Soll heißen: Wenn Röttgen nun nachgebe, würde das als Schwäche ausgelegt.

"So, wie ich ihn verstanden habe..."

Am Montagabend (19.03.2012) traf sich Röttgen dann in Düsseldorf mit dem CDU-Landesvorstand. Im Falle einer Wahlniederlage werde er sich seiner Verantwortung stellen und mit der Partei über das weitere Vorgehen entscheiden, fasste der bisherige CDU-Fraktionsvize Josef Hovenjürgen das Gespräch nach dem Treffen zusammen. Das könne "natürlich auch die Rolle des Oppositionsführers in Düsseldorf beinhalten. Und so wie ich ihn verstanden habe, würde er auch diese Rolle annehmen." Gut möglich, dass das Lavieren und Interpretieren erst am Wahlabend ein Ende haben wird.