CDU: Der Kandidat in der Diskussion

Röttgen und die "Rückfahrkarte"

Stand: 16.03.2012, 18:53 Uhr

Die CDU hat ihr erstes Wahlkampfthema, und es ist hausgemacht: Führende Unionspolitiker verlangen, dass der künftige NRW-Spitzenkandidat Norbert Röttgen ganz in Düsseldorf bleibt - unabhängig vom Wahlausgang. Für Teile der Basis stellt sich die Frage aber gar nicht.

Der bayrische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hatte in einem Zeitungsinterview Röttgen geraten, sich für die Landespolitik zu entscheiden: "Wenn ich mich einer Aufgabe verschreibe, dann ohne Rückfahrkarte." Auch die beiden NRW-Bundestagsabgeordneten Detlef Seif und Willi Zylajew plädierten dafür, dass Röttgen in jedem Fall in Düsseldorf bleibt. "Ein Ministerpräsidentenkandidat macht nach der Wahl in NRW weiter, unabhängig vom Ausgang", sagte Zylajew.

Röttgen hat sich bisher noch nicht erklärt, ob er auch nach einer Wahlniederlage am 13. Mai sein Amt als Bundesumweltminister aufgeben und die Opposition im Landtag anführen würde - und er lehnt eine Festlegung auch weiterhin ab. "Erst wenn der Wähler entschieden hat, wird über die nächsten Schritte entschieden", sagte er, als er sich in seinem künftigen Bonner Wahlkreis vorstellte. Er sei auf Sieg konzentriert und nicht auf Eventualitäten anderer Art.

"Zeichen eines gesunden Bewusstseins"

Eine Haltung, für die Röttgen viel Unterstützung von der christdemokratischen Basis bekam. Sie sei "Zeichen eines gesunden Bewusstseins mit breiter Brust", befand zum Beispiel Marc Henrichmann, Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Coesfeld. "Es wäre demotivierend, sich im Vorhinein mit dem zweiten Platz zufrieden zu geben." Und auch andere Parteikollegen melden sich in den letzten Tagen in Medien und Agenturen zu Wort. Die Frage, ob Röttgen nach einer Niederlage als Oppostionsführer nach NRW komme, stelle sich gar nicht, glaubt zum Beispiel Frederik Tewes vom CDU-Kreisverband Rhein-Sieg: "Wir gehen davon aus, dass wir die Wahl gewinnen." Nur einer der Befragten wünscht sich ein deutlicheres Bekenntnis zu NRW. " Eine "klare Antwort für Nordrhein-Westfalen" täte der CDU im Wahlkampf sicherlich gut, sagt der Münsteraner Kreisverbandsvorsitzende Stefan Weber: "Da wird er nicht drumherherum kommen."

Ohne Mandat kein Ministerpräsidentenamt

Vor einem Wahlsieg steht aber der Kampf ums Mandat. Das will Röttgen im Wahlkreis Bonn I erringen: Der Vorsitzende der NRW-CDU, der in Meckenheim geboren und in Rheinbach aufgewachsen ist und jetzt unweit der Bonner Stadtgrenze lebt, sieht das als "ausdrückliches Bekenntnis" zu Bonn. Der Wahlkreis ist allerdigns hart umkämpftt und wechselte in der Vergangenheit mehrfach zwischen SPD und CDU. Bei der letzten Landtagswahl gewann der SPD-Kandidat Bernhard von Grünberg mit dem klaren Vorsprung von 4.500 Stimmen das Direktmandat.

Siegt von Grünberg auch diesmal wieder, bleibt Röttgen nur der Einzug über die Landesliste. Allerdings hat das bei der Wahl 2010 kein CDU-Kandidat geschafft, weil alle Mandate, die der Partei zustehen, in den Wahlkreisen direkt gewonnen wurden. Ohne Mandat kann Röttgen aber auf gar keinen Fall Ministerpräsident werden: Die Verfassung schreibt vor, dass der Landtag den Ministerpräsidenten "aus seiner Mitte" wählt - eine Besonderheit des Landes NRW. Bisher hat sich niemand öffentlich dazu geäußert, was passiert, wenn Röttgen kein Mandat erringt.