Versicherer bittet Jäger um Spenden

Gothaer unterstützt Kampagne gegen Jagdgesetz

Stand: 18.04.2012, 18:55 Uhr

Die Gothaer Versicherung hat Jäger in ganz NRW aufgerufen, für eine Kampagne gegen eine Novellierung des Jagdgesetzes zu spenden. Naturschutzverbände und Umweltministerium sehen darin eine unzulässige Einmischung in Wahlkampfzeiten - sie fordern Konsequenzen.

Von Jenna Günnewig

"Spenden Sie bitte für die Rettung der Jagd in Nordrhein-Westfalen!" heißt es in dem Brief vom 12. April, der WDR.de vorliegt. Hierin werden Jäger in ganz Nordrhein-Westfalen zur Unterstützung einer Kampagne gegen die geplante Novellierung des Landesjagdgesetzes aufgerufen. Unterschrieben ist der Spendenaufruf sowohl vom früheren Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU), der Vorsitzender der Jägerstiftung ist, als auch vom Vorsitzenden der Gothaer, Werner Görg. Beides laut Naturschutzbund passionierte Jäger. Die "aufmerksamkeitsstarke Informationskampagne" selbst, so geht aus dem Brief hervor, wird von der Jägerstiftung "natur und mensch" und der Landesjagdverband NRW verantwortet.

Gegen den Widerstand vieler Jäger hatte die rot-grüne Landesregierung eine Novellierung des Landesjagdgesetzes geplant. Demnach sollten bestimmte Arten nicht mehr gejagt werden dürfen und das Jagdrecht stärker an ökologischen Zielen ausgerichtet werden. Durch die Neuwahl ist nun aber fraglich, ob es überhaupt zu einer Novellierung kommt.

NABU: "Wahlkampf zugunsten einer Interessengruppe"

Trotzdem - oder gerade wegen der Neuwahl - setzte Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) am Mittwoch (18.04.2012) vorsorglich zur Verteidigung an: "Es ist ein bedenklicher Vorgang, dass ein Unternehmen in Wahlkampfzeiten derart mobil gegen eine Landesregierung macht." Remmel fordert die Versicherungsgruppe auf, alle Spenden und organisatorische Zuwendungen an die Kampagne gegen sein geplantes Jagdgesetz offenzulegen.

Der NABU NRW ging noch einen Schritt weiter und forderte den Rücktritt des Gothaer-Vorstandsvorsitzenden Görg, denn der greife aktiv in den Wahlkampf ein. Mit Hilfe von Falschaussagen würde hier ein Versicherer versuchen, Panikmache und Wahlkampf zugunsten einer Interessengruppe zu betreiben. Anders als im Brief behauptet habe niemand vor, die Jagd auf Niederwild komplett zu verbieten, sagt Josef Tumbrinck, Vorsitzende der NABU NRW, gegenüber WDR.de. Auch das Umweltministerium betonte, dass es bislang weder einen Entwurf noch Eckpunkte für die Novellierung des Jagdgesetzes gebe.

Gothaer: Wirtschaftliches Interesse statt Beeinflussung

Die Gothaer zeigte sich angesichts der Aufregung relativ unbeeindruckt. Der Versicherer mit Sitz in Köln ist Marktführer in der Jagd-Haftpflichtversicherung in Deutschland und Versicherungspartner für zahlreiche Jagdverbände. Das Unternehmen habe deswegen ein wirtschaftliches Interesse daran, dass die Jagd auch weiterhin zulässig ist. Zudem sei keine Beeinflussung des Wahlkampfs bezweckt gewesen. "Der Brief wurde angestoßen, bevor bekannt wurde, dass es zu Neuwahlen kommt", so eine Sprecherin der Gothaer.