Zwei Bestatter in Duisburg zwischen Fahrzeugen am Tatort in der Nähe des Hauptbahnhofes

Interview mit einem Kriminalbeamten

"Da sollte ein Exempel statuiert werden"

Stand: 15.08.2007, 16:58 Uhr

Die italienische Polizei vermutet hinter den Duisburger Morden eine Auseinandersetzung der kalabrischen Mafia. Auch Wilfried Albishausen, jahrelang Leiter des Duisburger Kriminalkommissariats, geht von Organisierter Kriminalität aus. WDR.de sprach mit dem Landesvorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter.

WDR.de: War das Duisburger Attentat ein Einzelfall oder ist die Organisierte Kriminalität ein größeres Problem in Nordrhein-Westfalen?

Wilfried Albishausen: Die Organisierte Kriminalität ist streng hierarchisch aufgebaut und nach außen abgeschottet. Ihre Markenzeichen: Nicht in Erscheinung treten, keinen Tatort hinterlassen. Deswegen ist die Dunkelziffer der Straftaten, die in NRW auf das Konto der Organisierten Kriminalität gehen, wahrscheinlich sehr hoch. Dass man bislang nicht unmittelbar etwas von der italienischen Mafia bemerkt hat, bedeutet keinesfalls, dass sie nicht hier operiert.

WDR.de: Die Täter von Duisburg haben sich aber keine Mühe gegeben, unerkannt zu operieren. Das wäre doch untypisch für die Mafia, oder?

Albishausen: In Duisburg sollte ein Exempel statuiert werden. Es muss etwas Schlimmes passiert sein. Sonst wäre dieses öffentliche Attentat nicht verübt worden. Es handelt sich hier um einen Bandenkrieg. Deswegen erwarte ich auch eine Gegenhandlung. Wo und wann auch immer - die andere Partei wird zurückschlagen.

WDR.de: Inwieweit ist die deutsche Bevölkerung durch solche Bandenkriege gefährdet?

Wilfried Albishausen

Wilfried Albishausen

Albishausen: Für Zivilisten besteht meiner Meinung nach keine Gefahr. Die Mafia und auch andere kriminelle Organisationen werden sich hüten, deutsche Bürger zu gefährden. Denn damit würden sie alle Aufmerksamkeit der Polizei auf sich ziehen.


WDR.de: Wie gut ist die deutsche Polizei für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität gerüstet?

Albishausen: Das Problem ist, dass die klassische Vorfeldermittlung am Boden liegt. Wir haben zu wenig Informationen über die Brennpunkte in Städten. Diese Defizite sind nicht mit normaler Streifentätigkeit zu beheben. Versierte Kriminalisten müssten sich Rotlichtmilieus, Spielhöllen und Bordelle vornehmen. Dafür ist aber zu wenig Zeit und Personal vorhanden.

Das Gespräch führte Jenna Zita Günnewig.