Bahnverkehr stockend - Staus auf Autobahnen
Viele Behinderungen nach dem Sturm
Stand: 19.01.2007, 16:54 Uhr
Der Sturm ist weitergezogen, die Aufräumarbeiten laufen - aber von Normalität ist zumindest der Verkehr in NRW noch weit entfernt: Die Bahn fährt zwar wieder, aber unregelmäßig, und wer aufs Auto ausgewichen ist, hat gute Chancen im Stau zu stehen.
Schwierigkeiten hat die Bahn vor allem im Sauerland, im südlichen Westfalen und am Niederrhein. Auch die Hauptstrecke zwischen Düsseldorf und Köln sei nach wie vor nicht befahrbar, die Züge würden über Neuss umgeleitet, sagte ein Bahnsprecher. Die Verbindung Duisburg-Dortmund sei ebenfalls blockiert. Durch den aufgeweichten Boden stürzten nach wie vor Bäume um und blockierten teilweise die bereits frei geräumten Strecken erneut. "Der Riesenknoten löst sich langsam", hieß es. Möglicherweise komme der Fernverkehr am Freitagabend (19.01.2007) wieder richtig in Gang. Absehbar sei allerdings, dass einige Strecken im Sauerland erst am Samstag oder sogar erst am Montag wieder befahrbar seien.
Der Bahnverkehr war am späten Donnerstagnachmittag (18.01.2007) bundesweit stillgelegt worden, weil immer mehr Gleise durch umgestürzte Bäume blockiert waren. Davon waren 800.000 Passagiere betroffen, die in den Bahnhöfen festsaßen. Dort, wo Oberleitungen provisorisch repariert seien, müssen die Züge noch immer mit verminderter Geschwindigkeit fahren.
Behinderungen auf den Straßen
Auf den Autobahnen des Landes sind die größten Sturmschäden zwar behoben. Auch der Verkehr läuft "für einen Freitagnachmittag noch ganz gut", so das WDR-Verkehrsstudio. Zwar gebe es lange Staus, aber diese seien kaum noch durch die Aufräumarbeiten bedingt. Lediglich auf der Sauerlandlinie A45 und der A33 gebe es noch größere Behinderungen durch umgestürzte Bäume. "Aber es wird noch Tage und Wochen dauern, bis wirklich alles weggeräumt ist", so ein Sprecher von Straßen NRW.
Am Samstag (20.01.2007) werde auch die A1 von Dortmund in Richtung Köln zwischen Remscheid und Wermelskirchen von 8 Uhr bis voraussichtlich 13 Uhr gesperrt. Dort müssen zwei infolge des Orkans umgestürzte Bäume geborgen werden. Auf den Nebenstrecken gerade im Sieger- und Sauerland kommt es immer wieder zu Behinderungen, wenn wegen Aufräumarbeiten einzelne Streckenabschnitte kurzfristig gesperrt werden müssen.
Fünf Todesopfer
Der von heftigen Regenfällen begleitete Orkan hat in Nordrhein-Westfalen fünf Todesopfer gefordert. In Finnentrop (Kreis Olpe) kollidierte nach Polizeiangaben am Freitagmorgen ein 21-jähriger Pkw-Fahrer mit einem auf einer Straße liegenden Baum und zog sich dabei tödliche Verletzungen zu. In Lippstadt hatte ein umstürzender Baum am Donnerstagabend den Wagen einer 23-Jährigen getroffen und die Frau getötet. In Essen fand die Besatzung eines Streifenwagens am Donnerstagabend unter einem umgestürzten Baum einen Motorradfahrer. Der 34-Jährige erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Auch zwei Feuerwehrleute kamen ums Leben. So wurde in Tönisvorst (Kreis Viersen) ein 39-jähriger Feuerwehrmann von einem entwurzelten Baum erschlagen, als er gemeinsam mit anderen Einsatzkräften versuchte, einen anderen umgestürzten Baum von einer Straße zu räumen.
Stromausfälle in NRW
Mehr als 13.000 Mal rückte die Polizei in der Nacht aus, bei der Feuerwehr gingen die Notrufe im Sekundentakt ein. Abgedeckte Dächer, umgestürzte Plakatwände, entwurzelte Bäume, die Schäden gehen in die Millionen. Insgesamt wurden 130 Menschen verletzt, davon vier schwer, vor allem durch Bäume und Dachziegel. Außerdem lagen mehrere Städte plötzlich im Dunkeln, weil Stromleitungen gerissen waren. Auch der Flugverkehr war betroffen: Auf dem Düsseldorfer Flughafen wurden rund 110 Flüge gestrichen. Acht davon wegen der Windverhältnisse in Düsseldorf, 102 wegen der Situation an den anderen Flughäfen. Am Freitag hatte sich die Lage wieder normalisiert, Flüge fielen nicht mehr aus.
Im Kreis Siegen-Wittgenstein, wo Katastrophenalarm ausgelöst wurde, gibt es unter den einzelnen Ortschaften keine Verbindung. Die Schulen im Kreis sollen am Freitag geschlossen bleiben.