Finanzielle Verluste für Waldbesitzer
"Kyrill" knickt 25 Millionen Bäume in NRW
Stand: 22.01.2007, 20:16 Uhr
Der Orkan "Kyrill" hat in den Wäldern NRWs den größten jemals festgestellten Schaden angerichtet. 25 Millionen Bäume sind ihm allein hier zum Opfer gefallen. Europaweit sind mehr als 62 Millionen Bäume umgeknickt.
Nach Schätzungen des Landesbetriebs Forst und Holz knickte der Orkan in Nordrhein-Westfalen 25 Millionen Bäume oder umgerechnet zwölf Millionen Kubikmeter Holz um. Deutschlandweit liegen 20 Millionen Kubikmeter am Boden, europaweit etwa 30 Millionen Kubikmeter, sagte der Sprecher der Landesforstverwaltung, Jörg Matzick. Die gravierendsten Schäden richtete der Sturm im Sieger- und Sauerland an. Auch die Eifel und die Wälder um Kleve am Niederrhein waren stark betroffen.
Verluste für Waldbesitzer
Wegen der Gefahr nachfallender Bäume und herabstürzender Äste sind Teile der Wälder für Bürger gesperrt. Für Waldbesitzer habe "Kyrill" erhebliche Erlöseinbußen gebracht, sagte Matzick. Ein Großteil des Holzes sei nur noch als Brennholz oder für Spanplatten zu gebrauchen. Zudem sei die Aufarbeitung deutlich aufwendiger, als bei regulär geschlagenen Bäumen. "Als Faustzahl kann man sagen, kostet das Hauen und Rücken bis zum Waldweg normalerweise 20 bis 25 Euro pro Festmeter Holz." Für das Sturmholz steige die Summe mindestens auf das Doppelte.
Berechnungen zum Preisverfall
Trotz aller Schäden sei es aber gut für das Sauer- und Siegerland, dass andere Regionen nicht so betroffen seien, sagte der Chef des Landesbetriebes Wald und Holz, Franz-Lambert Eisele. "Der Holzmarkt war vor dem Orkan von einer dramatischen Nachfrage gekennzeichnet. Deshalb rechnen wir damit, dass die Preise nicht sehr verfallen."
Selbst bei stabilen Holzpreisen würden die Waldbesitzer etwa ein Drittel weniger Erlöse für das Sturmholz bekommen, sagte dagegen der Geschäftsführer des Deutschen Forstwirtschaftsrates, Stephan Schütte, am Montag in Bonn. Nach Berechnungen seines Verbandes hat der Orkan Kyrill einen Schaden von rund einer Milliarde Euro angerichtet. Das Hauptproblem sei, dass ein großer Teil noch nicht ausgereift sei. "Das ist, wie wenn man ein halbfettes Schwein schlachten muss", sagte Schütte.
Uhlenberg sagt acht Millionen Euro zu
Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) kündigte bei einem Ortstermin in Schmallenberg Hilfe an: Die dem Ministerium zur Verfügung stehenden acht Millionen Euro sollen zur Unterstützung der Betroffenen und zur Beseitigung der Schäden verwandt werden. Er sagte den Waldbesitzern Steuererleichterungen zu. Sie könnten ihre Holzverkauf-Einnahmen nach dem Orkan über mehrere Jahre versteuern. Allein in Schmallenberg seien von 10.000 Häusern rund 500 durch den Orkan beschädigt, berichtete Bürgermeister Bernhard Halbe. Der schwere Sturm habe in seiner Stadt "ein kollektives Trauma" ausgelöst.
Im Nationalpark ist Wildnis erwünscht
Im Nationalpark Eifel wird nach nach dem Sturm nur teilweise aufgeräumt. "Unser Ziel im Nationalpark ist ja nicht Gelderwerb. Natur Natur sein lassen, das ist unser Ziel", sagte der Dezernatsleiter für Waldentwicklung, Gerd Ahnert. Etwa die Hälfte der umgeknickten Bäume werde weggeräumt. Durch den Sturm sei der Nationalpark der angestrebten Wildnis ein Stück näher gekommen.
Nur in den Randbereichen werde der Nationalpark schnell handeln, um die Nachbar-Wälder vor dem Borkenkäfer zu schützen. Fichten-Sturmholz ist für die Borkenkäferart "Buchdrucker" ein gefundenes Fressen. Schnell und gründlich werde deshalb an den Rändern das Totholz weggeräumt, außerdem aus Sicherheitsgründen an den Wanderwegen. Im Zentrum des Schutzgebietes bleibe das Totholz aber liegen.